Suchttherapie 2024; 25(S 01): S69
DOI: 10.1055/s-0044-1790461
Abstracts
Symposien
S43 Qualitative Forschungsmethoden zur Erfassung von Versorgungsbedarfen/Barrieren in der Versorgung spezifischer Personengruppen.

Qualitative Expert:innen-Interviews zur Erfassung von Barrieren an der Schnittstelle zwischen Transplantationszentrum und Suchthilfesystem.

Annette Binder
1   Sektion Suchtmedizin und Suchtforschung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
,
Julia Fenchel
1   Sektion Suchtmedizin und Suchtforschung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
,
Immanuel Lang
1   Sektion Suchtmedizin und Suchtforschung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
,
Anil Batra
1   Sektion Suchtmedizin und Suchtforschung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund und Fragestellung: Personen mit äthyltoxischer Leberzirrhose müssen 6 Monate Abstinenz nachweisen, bevor die Listung für eine Lebertransplantation (LTX) erfolgen kann. Während die reguläre Versorgung von Patient:innen mit alkoholbezogenen Störungen heimatnah erfolgt, findet die regelmäßige Abstinenzkontrolle vor einer LTX, teilweise auch die suchtmedizinische Behandlung aktuell an 21 deutschen LTX-Zentren statt (Stand Februar 2024). Daraus können sich zusätzliche Herausforderungen an der Schnittstelle zwischen den LTX-Zentren und dem ambulanten Versorgungssystem ergeben. Ziel dieser Arbeit ist die Erfassung von Barrieren an der Schnittstelle zum Suchthilfesystem.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Die Studie nutzte 11 semi-strukturierte Interviews mit Expert:innen aus 10 LTX-Zentren als Datenquelle. Die Auswertung erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse, wobei eine Queranalyse mit Fokus auf Barrieren an der Schnittstelle durchgeführt wurde.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Die Vermittlung in ambulante Behandlung wurde von den Behandler:innen als herausfordernd beschrieben. Dabei spielen die sehr großen Einzugsgebiete und der fehlende Überblick über spezifische Angebote für die Patient:innengruppe eine Rolle. Zudem wurde der selten stattfindende Austausch mit Fachkräften der heimatnahen Weiterversorgung als Barriere angesehen, da Behandler:innen der LTX-Zentren den Eindruck hatten, kaum Möglichkeiten zur Steuerung des weiteren Behandlungsprozesses zu haben.

Diskussion und Schlussfolgerung: Spezifische Barrieren erschweren in den befragten Zentren die Weitervermittlung in passende suchtmedizinische Versorgungsangebote von Patient:innen mit einer äthyltoxischen Leberzirrhose in der Phase vor einer LTX. Verzeichnisse mit auf die Patient:innengruppe spezialisieren Angeboten und ein intensivierter Austausch innerhalb der LTX-Zenten und mit dem ambulanten Suchthilfesystem könnten bei der Beseitigung dieser Probleme hilfreich sein.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Finanziert aus Eigenmitteln der Sektion Suchtmedizin und Suchtforschung



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Article published online:
19 September 2024

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