Suchttherapie 2024; 25(S 01): S75
DOI: 10.1055/s-0044-1790476
Abstracts
Symposien
S48 Ansatzpunkte zur Prävention drogenbedingter Schädigungen bei Kindern und Jugendlichen

Cannabis-bezogenes Stigma bei Jugendlichen – eine repräsentative Bevölkerungsumfrage

Lukas Basedow
1   AG Klinische Psychologie und Psychotherapie, Philipps Universität, Marburg, Deutschland
,
Elisa Wandinger
2   Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter, Universitätsmedizin, Rostock, Deutschland
3   Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit, Standort Greifswald/Rostock, Rostock, Deutschland
,
Antonia Fröhlich
2   Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter, Universitätsmedizin, Rostock, Deutschland
3   Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit, Standort Greifswald/Rostock, Rostock, Deutschland
,
Olaf Reis
2   Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter, Universitätsmedizin, Rostock, Deutschland
3   Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit, Standort Greifswald/Rostock, Rostock, Deutschland
› Institutsangaben
 

Hintergrund und Fragestellung: Cannabisgebrauch ist bei Jugendlichen weit verbreitet und eine Cannabisabhängigkeit ist die häufigste Abhängigkeitserkrankung im Jugendalter. Substanzkonsum und die Behandlung von Abhängigkeiten werden stark durch gesellschaftliche Stigmatisierung beeinflusst. Es gibt bisher nur wenig Erkenntnisse, ob die Eigenschaften der stigmatisierenden oder der stigmatisierten Person stärker zu stigmatisierenden Einstellungen beitragen. Daher hat die vorliegende Studie das Ziel, zu untersuchen, ob Eigenschaften der stigmatisierenden oder stigmatisierten Person stärker zu diesen Einstellungen beitragen.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: In einer netzgestützten und anonymisierten Umfrage erhielten alle Teilnehmenden zwei Fallvignetten vorgelegt, worauf sie den „Attribution Questionnaire“ in einer angepassten Form ausfüllten. Die Fallvignetten beschreiben jeweils eine erwachsene und jugendliche Person mit einer Cannabisabhängigkeit und sind identisch bis auf das Alter der beschriebenen Person (16 vs. 50 Jahre).

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Insgesamt wurden n= 1603 valide Datensätze erhoben. Erwachsene Teilnehmende berichten stärkere stigmatisierende Einstellungen als Jugendliche über beide Fallvignetten hinweg: Erwachsene bewerten Personen mit Cannabisabhängigkeit als gefährlicher (p< .001), weisen ihnen mehr Schuld zu (p= .004), haben weniger Mitleid mit ihnen (p= .014), und haben eine geringere Tendenz diese Personen zu meiden (p= .011). Jugendliche Personen mit Cannabisabhängigkeit werden von allen Altersgruppen als gefährlicher als Erwachsene bewertet (p= .017) und sollten nach Meinung beider Beurteilungsgruppen eher gezwungen werden eine Behandlung zu machen (p< .001). Jedoch werden sie auch als weniger schuldig bewertet (p< .001) und erwecken mehr Mitleid (p< .001) und Hilfsbereitschaft (p< .001) als erwachsene Personen mit einer Cannabisabhängigkeit.

Diskussion und Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse zeigen, dass Erwachsene stärkere stigmatisierende Einstellungen als Jugendliche berichten, was darauf hindeutet, dass stigmatisierende Einstellungen stärker von den Eigenschaften der stigmatisierenden Personen als der stigmatisierten Personen abhängen. Zusätzlich kann das höhere Level an stigmatisierenden Einstellungen bei Erwachsenen zur Folge haben, dass Jugendliche mit einer Cannabisabhängigkeit in der Behandlung Stigmatisierung erfahren oder die Behandlung auf Grund dieser vermeiden.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. September 2024

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