Suchttherapie 2024; 25(S 01): S76
DOI: 10.1055/s-0044-1790478
Abstracts
Symposien
S48 Ansatzpunkte zur Prävention drogenbedingter Schädigungen bei Kindern und Jugendlichen

Digitale spielebasierte Risikoprävention für impulsive und sensationslüsterne Jugendliche – Mixed Methods Evaluationsergebnisse einer motivierenden Intervention

Nuri Wieland
1   Abteilung für Entwicklungspsychologie, Universität von Amsterdam, Amsterdam, Niederlande
,
Carmen Johann
2   Cologne Game Lab, Technische Universität Köln, Köln, Deutschland
,
Helle Larsen
1   Abteilung für Entwicklungspsychologie, Universität von Amsterdam, Amsterdam, Niederlande
,
Emmanuel Guardiola
2   Cologne Game Lab, Technische Universität Köln, Köln, Deutschland
,
Michael Klein
3   Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung, Katholische Hochschule NRW, Köln, Deutschland
,
Reinout W. Wiers
1   Abteilung für Entwicklungspsychologie, Universität von Amsterdam, Amsterdam, Niederlande
› Author Affiliations
 

Hintergrund und Fragestellung: Erhöhte Impulsivität und Sensation-seeking im Jugendalter stehen in einem Zusammenhang mit späterem schädlichen Substanzgebrauch und anderem Risikoverhalten. In einer von Game Designern und Psychologen neu entwickelten motivierenden Intervention, reflektieren Jugendlichen in einem spielerischen Ansatz eigene Bedürfnisse, Ziele und riskante Verhaltensweisen und erlernen Strategien zur Selbstkontrolle. Die Intervention beruht auf Motivierender Gesprächsführung, KV-T und einem neu entwickelten Mobile Game. Mittels Face-to-face Sitzungen und dem Spielen des Mobile Games sollen in einem persönlichkeitsbasierten Ansatz, der auf besonders impulsive und sensationslüsterne Jugendliche zugeschnitten ist, negative riskante Verhaltensweisen reduziert und positive entwickelt bzw. gesteigert werden. Die Intervention wurde in einem interdisziplinären partizipativen Prozess unter Beteiligung von Fachkräften und Jugendlichen entwickelt und getestet.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: In einer randomisierten klinischen Pilotstudie wurden besonders impulsive/sensationslüsterne Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren (N=66) eingeschlossen. Die Studienteilnehmer wurden über Schulen, Sucht- und Jugendhilfe rekrutiert. Teilnehmer erhielten entweder die vollständige Intervention, bestehend aus zwei Face-to-face-Sitzungen und einem Mobile Game, oder nur das Mobile Game. Gespielt wurde in der Freizeit frei von Beobachtung. In einer Baseline-Messung und einem 1-Monats-Follow-up wurden relevante Risikoaktivitäten der letzten 30 Tage in Häufigkeit in der Ausübung und Intention der Ausübung in der Zukunft sowie Substanzkonsum erhoben. Zudem wurden nach Ende der Intervention Nutzung, Usability und Akzeptanz des Spiels durch die Teilnehmer bewertet. Im 1-Monats-Follow-up erfolgten individuelle Interviews zu genutzten Selbstkontrollstrategien, Motivation und Einfluss der Intervention und anderen Faktoren auf riskante Verhaltensweisen.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: In einem Mixed Methods Ansatz werden quantitative und qualitative Ergebnisse miteinander kombiniert um zu explorieren, wie verschiedenen Faktoren (Ziele, wahrgenommene Verhaltenskontrolle, persönlichkeitsbasierte Faktoren) und Interventionskomponenten riskante Verhaltensweisen, Motivation und die Nutzung von Selbstkontrollstrategien beeinflussen.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Intervention kombiniert auf neuartige Weise ein Mobile Game mit einem persönlichkeitsbasierten und motivierenden Präventionsansatz. Substanzgebrauch wird nicht isoliert betrachtet, sondern im Kontext anderer riskanter Verhaltensweisen. Anstelle einer Defizitorientierung wird die Funktionalität von Persönlichkeitsneigungen für Ziele, Bedürfnisse und erwünschten und unerwünschten Verhaltensweisen berücksichtigt.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Erklärung zur Finanzierung: Die zugrunde liegende Studie wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziell gefördert.



Publication History

Article published online:
19 September 2024

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