Suchttherapie 2024; 25(S 01): S76-S77
DOI: 10.1055/s-0044-1790479
Abstracts
Symposien
S48 Ansatzpunkte zur Prävention drogenbedingter Schädigungen bei Kindern und Jugendlichen

Motive und Hintergründe für den Konsum von Shishas – Resultate und Präventionsempfehlungen aus dem Forschungsprojekt "Shisha-M"

Bernd Werse
1   Institut für Suchtforschung, Frankfurt University of Applied Sciences, Frankfurt, Deutschland
,
Larissa Hornig
1   Institut für Suchtforschung, Frankfurt University of Applied Sciences, Frankfurt, Deutschland
,
Gerrit Kamphausen
2   Centre for Drug Research, Goethe-Universität, Frankfurt, Deutschland
,
Heino Stöver
1   Institut für Suchtforschung, Frankfurt University of Applied Sciences, Frankfurt, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund und Fragestellung: Der Konsum orientalischer Wasserpfeifen (Shishas) hat sich seit Mitte der 2000er Jahre in Deutschland stärker verbreitet. Der weitaus größte Teil dieses Konsums spielt sich unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen ab, mit einem leichten Schwerpunkt bei Männern sowie Personen mit Migrationsgeschichte. Zwar ist die Verbreitung bei jungen Menschen seit einiger Zeit rückläufig, aber es machen weiterhin viele Erfahrungen mit Wasserpfeifen. Unklar war bislang, welche Motive für den Shisha-Konsum vorherrschen und welche Hintergründe dieser Praxis zugrunde liegen.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Für einen multiperspektivischen Blick auf das Geschehen wurden 26 Personen mittels qualitativer Interviews und 18 mittels Fokusgruppen befragt; zudem nahmen 806 Konsumerfahrene an einer Online-Befragung zum Thema teil. Zusätzlich wurden die vorläufigen Resultate mit relevanten Expertinnen und Experten diskutiert, um Präventionsempfehlungen zu generieren.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Regelmäßig konsumierende junge Menschen rauchen weit überwiegend gemeinsam mit gut bekannten Mitkonsumierenden, etwas häufiger in Privatwohnungen als in Shisha-Bars, wobei der Shisha-Konsum nur eine der ausgeübten Aktivitäten ist. Nikotinwirkungen spielen eine eher geringe Rolle; zu starke Wirkungen werden eher vermieden. Die dominierende Motivkonstellation ist ein Ensemble aus sozialem Miteinander, intensiven Gesprächen und entspannter Atmosphäre, oft vor dem Hintergrund, Abstand vom Alltag zu gewinnen, mit der Shisha als symbolischem Mittelpunkt. Die dem Tabak zugesetzten Aromen sind dabei von gewisser Bedeutung, Shisha-Typen und Tabakmarken hingegen weniger. Bei Minderheiten spielen auch kompensatorische Motive eine Rolle. Konsumierende mit Migrationsgeschichte schätzen häufig den Umstand, sich in Shisha-Bars willkommen zu fühlen. Rund ein Siebtel berichtet über unangenehme akute Folgen des Konsums, zumeist entweder als Nikotin-Überdosis oder als Kohlenmonoxid-Vergiftung identifiziert.

Diskussion und Schlussfolgerung: Prävention sollte generelle, mit Zigaretten vergleichbare Gesundheitsrisiken ansprechen, aber auch die Gefahr einer CO-Vergiftung. Es sollten schadensmindernde Botschaften zum Shisha-Rauchen selbst sowie weniger schädliche Alternativen aufgezeigt werden; dazu sollten Kanäle gewählt werden, die heutige junge Menschen erreichen. Auch Shisha-Bars sollten mit in Prävention und Risikoreduktion einbezogen werden, z.B. was Jugendschutz oder Belüftung betrifft.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Die Studie "Shisha-M – Motive und Hintergründe für den Konsum von Shishas" wurde vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert.



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Article published online:
19 September 2024

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