Suchttherapie 2024; 25(S 01): S78-S79
DOI: 10.1055/s-0044-1790484
Abstracts
Poster

Der Einfluss von Menstruationszyklus und dem Progesteron/Östradiol-Verhältnis auf problematischen Alkoholkonsum

Sabine Hoffmann
1   Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, Deutschland
,
Sarah Gerhardt
1   Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, Deutschland
,
Iris Reinhard
2   Abteilung für Biostatistik, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, Deutschland
,
Tobias Banaschewski
3   Klinik Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, Deutschland
,
Ulrich Ebner-Priemer
4   Abteilung für Sport und Sportwissenschaft, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Karlsruhe, Deutschland
,
Andreas Meyer-Lindenberg
5   Klinik Psychiatrie und Psychotherapie, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, Deutschland
,
Rainer Spanagel
6   Institut für Psychopharmakologie, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, Deutschland
,
Michael Rapp
7   Abteilung für Sozial- und Präventionsmedizin, Universität Potsdam, Potsdam, Deutschland
,
Stephanie Witt
8   Abteilung Genetische Epidemiologie in der Psychiatrie, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, Deutschland
,
Michael Smolka
9   Abteilung für Psychiatrie, Technische Universität Dresden, Dresden, Deutschland
,
Andreas Heinz
10   Abteilung für Psychiatrie und Neurowissenschaften, Charité Berlin, Berlin, Deutschland
,
Heike Tost
5   Klinik Psychiatrie und Psychotherapie, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, Deutschland
,
Falk Kiefer
1   Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, Deutschland
,
Markus Reichert
11   Fakultät für Sportwissenschaften, Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
,
Bernd Lenz
1   Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund und Fragestellung: Alkoholabhängigkeit ist ein großes Problem der öffentlichen Gesundheit, das wirksamere Behandlungen und ein tieferes Verständnis der Mechanismen erfordert. Präklinische Studien haben gezeigt, dass Sexualhormone das Suchtverhalten beeinflussen können. Beim Menschen gibt es erste Hinweise, dass der Menstruationszyklus sowie die Progesteron- und Östradiolkonzentrationen mit dem Alkoholkonsum in Zusammenhang stehen. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Einfluss von Menstruationszyklus und Progesteron-/Östradiolverhältnis auf Phänotypen der Alkoholkonsumstörung bei Frauen und Männern mit problematischem Alkoholkonsum zu untersuchen.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Wir haben longitudinale Daten aus der multizentrischen TRR 265 Kohorte verwendet und die Zusammenhänge zwischen den Phasen des Menstruationszyklus bzw. dem Progesteron/ Östradiolverhältnis mit dem Alkoholkonsum, dem Verlust der Kontrolle über den Alkoholkonsum und dem Verlangen nach Alkohol bei Frauen und Männern mit überwiegend leichter bis mittelschwerer Alkoholgebrauchsstörung (alcohol use disorder; AUD) analysiert.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Bei Frauen beobachteten wir eine geringere Wahrscheinlichkeit von Binge Drinking Episoden, einen geringeren täglichen Alkoholkonsum und ein geringeres Verlangen nach Alkohol in der späten Lutealphase des Menstruationszyklus (höheres P4/E2) im Vergleich zur Ovulationsphase (niedrigeres P4/E2). Zudem zeigte sich bei Frauen mit schwerer AUD weniger wahrscheinlich Kontrollverlust in Zyklusphasen mit höherem Progesteron/Östradiolverhältnis. Bei Männern wurde ein höheres Progesteron/Östradiolverhältnis mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit von Binge Drinking und einer geringeren täglichen Trinkmenge in Verbindung gebracht. Außerdem zeigten die Probanden mit moderater und schwerer AUD bei höherem Progesteron/Östradiolverhältnis ein geringeres Risiko für Kontrollverlust über den Alkoholkonsum.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten eine protektive Wirkung eines höheren Progesteron/ Östradiolverhältnisses gegen problematischen Alkoholkonsum bei Frauen und Männern an. Weitere Forschung ist erforderlich, um die Wirkung von Progesteron bei der Behandlung von Alkoholkonsumstörungen zu prüfen.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.



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Article published online:
19 September 2024

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