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DOI: 10.1055/s-0044-1790488
Alkoholentzug und nun Koffeinabhängig? Mechanismen, die zu einer Suchtverlagerung beitragen
Hintergrund und Fragestellung: Koffein und Alkohol gelten als die beiden am häufigsten konsumierten psychoaktiven Substanzen weltweit. Bei näherer Betrachtung von Betroffenen, die sich für eine Alkoholabstinenz entschieden haben, wird deutlich, dass in der Folge Koffein in hohen Dosen konsumiert wird.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Es wurden sechshalbstrukturierte Leitfadeninterviews mit Patient*innen des Anton Proksch Instituts mit der Leitdiagnose einer Alkoholabhängigkeit und einem täglichen Koffeinkonsum>400mg durchgeführt. Die Transkripte wurden anschließend mit Hilfe der zusammenfassenden Inhaltsanalyse nach Mayring in vier Analysedurchgängen induktiv codiert.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Es konnte gezeigt werden, dass die Koffeineinnahme bei Alkoholabstinenz der Selbstfürsorge, der mentalen und physischen Performance, der Kontrolle, sowie der Selbstentscheidung und dem Symptommanagement des Alkoholentzugs dienen. Weiters wird Koffein in Form eines Getränks und dessen soziale Funktionen geschätzt und gezeigt, dass die Gewohnheit, der Zeitpunkt und Ort der Einnahme, sowie die Nikotineinnahme, Einfluss auf die Suchtverschiebung haben. Vier Proband*innen wiesen eine Koffeinabhängigkeit (ICD-10) auf.
Diskussion und Schlussfolgerung: Koffein kann durch die positive Beeinflussung der Aufmerksamkeit in Risikosituationen einem Alkoholrückfall entgegenwirken. Zudem wirken das Gefühl der Kontrolle, der Selbstentscheidung, sowie der Selbstfürsorge stabilisierend. Es dient ebenfalls als „soziales Schmiermittel", wobei – oppositionell zu Alkohol – durch das gute Image und die völlige Legalität auch hohe Dosen akzeptiert werden. Dem Koffeinkonsum sollte während und nach dem Alkoholentzug mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Er kann einen Zwischenschritt in der Genesung darstellen, jedoch mit der Gefahr einer erneuten Abhängigkeitserkrankung.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Die Autor*innen erklären, dass während der letzten drei Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Publication History
Article published online:
19 September 2024
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