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DOI: 10.1055/s-0044-1790493
Effekte rauchender vs. nicht rauchender Personen in Virtueller Realität auf Craving bei Rauchern
Hintergrund und Fragestellung: Soziale Kontextfaktoren spielen eine Rolle für Beginn und Aufrechterhaltung von Substanzmissbrauch. Virtuelle Realität (VR) bietet die Möglichkeit der standardisierten Darbietung sozialer Umgebungsreize und kommt zunehmend zur Stimulusexposition bei Abhängigkeitserkrankungen zum Einsatz. Ziel der aktuellen Studie ist es, den Einfluss einer rauchenden vs. nicht rauchenden Agentin in der VR auf das Craving bei männlichen Nikotinabhängigen zu untersuchen. Unsere primäre Hypothese ist, dass die Interaktion mit einer rauchenden Agentin im Vergleich zur nicht rauchenden Agentin mit erhöhtem Craving verbunden ist. Wir erwarten zudem höheres Craving in Anwesenheit einer Agentin unabhängig von deren Rauchstatus.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Mit einem Head-Mounted Display wurden abhängige Zigarettenraucher (N= 50) in vier Durchgängen auf einen virtuellen Marktplatz versetzt. Als Baseline wurde der leere Marktplatz präsentiert, in den folgenden beiden Bedingungen interagierten die Probanden in randomisierter Reihenfolge mit einer Agentin, die entweder rauchte oder nicht. Nach dem Rauchen einer Zigarette wurden die Probanden im letzten Durchgang erneut auf den leeren Marktplatz versetzt. Innerhalb der VR wurde Craving mit einer visuellen Analogskala erhoben sowie im Anschluss an jeden Durchgang mit dem QSU. Die Immersionstiefe wurde mit dem IPQ gemessen.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied der Effekte der rauchenden im Vergleich zur nicht rauchenden Agentin auf das explizite Craving. Von der Baseline zu den Bedingungen, in denen eine Agentin präsent war, stieg das Craving an und nach dem Rauchen einer Zigarette kam es zu einer Reduktion des Cravings. Die Immersion war in allen Bedingungen niedrig und nahm im zeitlichen Verlauf weiter ab.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse bieten neue Einblicke in die Interaktion proximaler Stimuli mit Umgebungsfaktoren. Die Anwesenheit einer Agentin per se (als Kontextfaktor) könnte die erwarteten Effekte proximaler Stimuli (brennende Zigarette) verhindert haben. Der Abfall des Cravings nach dem Rauchen spricht für die Validität der verwendeten VR-gestützten Craving-Erhebung. Die geringe Immersion unterstreicht die Herausforderungen in der Entwicklung von VR Umgebungen zur Stimulusexposition.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Publication History
Article published online:
19 September 2024
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