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DOI: 10.1055/s-0044-1790494
Neuronale Korrelate gewohnter Verhaltensweisen bei Rauchern – Ein Zusammenspiel von frontalen und subkortikalen Regionen
Hintergrund und Fragestellung: Mit über einer Milliarde Raucher weltweit ist Tabak die zweithäufigste psychoaktive Substanz. Trotz der bekannten Begleiterkrankungen im Zusammenhang mit regelmäßigem Tabakkonsum sowie dem Wunsch aufzuhören, haben viele Raucher Schwierigkeiten, dies zu erreichen. Folglich ist es nicht überraschend, dass etwa 75% der Raucher, die freiwillig versuchen aufzuhören, nach sechs Monaten einen Rückfall erleiden. Dieses kann über ein Ungleichgewicht zwischen einem flexiblen, zielgerichteten System und einem Gewohnheitssystem hinsichtlich der Verhaltenssteuerung erklärt werden. Diese Perspektive legt nahe, dass sich eine Tabakabhängigkeit durch einen Übergang von anfänglich zielgerichtetem (zweckgerichtetem) Rauchen zu gewohnheitsmäßiger und schließlich zwanghafter Nutzung entwickelt.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Im Rahmen einer Studie zum Effekt von schachbasiertem, kognitiven Training als Add-on Therapie zu einer standardisierten Raucherentwöhnung wurden Baseline-Daten von N= 21 Rauchern ausgewertet und der Einfluss von gewohnheitsmäßigem Verhalten (mittels der ‚Creature of Habit Skala‘; Subskalen ‚Routine‘ und ‚Automatismen‘) auf die Neuroanatomie (anatomische Magnetresonanztomographie) untersucht. Die bildgebenden Daten wurden mittels der CAT12-Toolbox in Matlab im Rahmen einer voxelbasierten Morphometrie ausgewertet, kontrolliert für Alter, Geschlecht und totales intrakranielles Volumen. Ein Zusammenhang zwischen dem Volumen der grauen Substanz und der Ausprägung von Routinen und Automatismen wurde in SPM12 mittels Regressionsmodellen berechnet.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Es zeigte sich eine signifikante positive Korrelation zwischen der Ausprägung auf der Subskala ‚Routinen‘ und dem rechten Nucleus Caudatus (p<0.001), sowie eine negative Korrelation mit dem linken frontalen Pol (p<0.001).
Diskussion und Schlussfolgerung: Unter Berücksichtigung der statistischen Einschränkungen (u.a. kleine Stichprobe) zeigen sich Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Ausprägung von gewohnheitsmäßigem Verhalten und zwei für Abhängigkeitserkrankungen wesentlichen Gehirnregionen. Dieser Befund unterstützt die Theorie einer Dysbalance zwischen willentlich gesteuertem und zunehmend automatisiertem Verhalten bei Vorliegen einer Tabakabhängigkeit und verdeutlicht die Notwendigkeit der Nutzung geeigneter Interventionen.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Die Studie wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt (ID 421888313). Die Deutsche Forschungsgemeinschaft war nicht in die Planung der Studie oder die Datenerhebung, Analyse oder Veröffentlichung von Ergebnissen involviert.
Publication History
Article published online:
19 September 2024
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Georg Thieme Verlag KG
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