Suchttherapie 2024; 25(S 01): S83-S84
DOI: 10.1055/s-0044-1790496
Abstracts
Poster

Perspektiven der Sozialen Arbeit im Rahmen der kontrollierten Abgabe von Cannabis – Bewertung von Risiken und Chancen unter Einbezug der Erfahrungen im Berufsalltag

Rebecca Anne Eschweiler
1   Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung, Katholische Hochschule NRW, Köln, Deutschland
,
Thorsten Köhler
1   Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung, Katholische Hochschule NRW, Köln, Deutschland
,
Ulrich Frischknecht
1   Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung, Katholische Hochschule NRW, Köln, Deutschland
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Hintergrund und Fragestellung: Die diesjährige Legalisierung von Cannabis wurde bereits in den Vorjahren intensiv in der Fachöffentlichkeit hinsichtlich ihrer Chancen, Risiken und möglichen Auswirkungen aus wirtschaftlicher und gesundheitlicher Sicht, diskutiert. In diesem Zusammenhang sollten die Einschätzungen von Expert*innen zu der möglichen Auswirkung einer Cannabislegalisierung auf die Soziale Arbeit ermittelt werden, diese sollten auf ihren praktischen Erfahrungen aus dem Berufsalltag basieren und Erwartungen bezüglich Veränderungen und Bedarfen in ihrem Arbeitsfeld sowie der Bewertung der Chancen und Risiken des Gesetzesvorhabens abbilden. Diese Einschätzungen sollten dann mit den Standpunkten deutscher Fachverbände und den Entwicklungen in anderen Ländern verglichen werden.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Es wurden dafür die Transkripte von 9 leitfadengestützten qualitativen Interviews mit Personen die als Sozialarbeiter_innen in der Suchthilfe tätig sind, im Zuge des Projektes „Cannabis – Problemlagen und Perspektiven der sozialen Arbeit im Rahmen der Legalisierungsdebatte – CaLeSa“, herangezogen. Diese wurden in Form einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Die Analyse ergab eine heterogene Sichtweise der Fachkräfte auf die Legalisierung von Cannabis. Für die Fachkräfte birgt die Legalisierung die Chance einer Entstigmatisierung und Entkriminalisierung für die Zielgruppen der Sozialen Arbeit. Es wurde festgestellt, dass die Suchtprävention fachlich gut vorbereitet sei, jedoch eine finanzielle und personelle Aufstockung erforderlich sei, um dem potenziell erhöhten Bedarf an Suchtprävention und -hilfe ausreichend begegnen zu können. Diejenigen, die von der Legalisierung profitieren würden, sind Gelegenheitskonsument_innen. Ein potenzielles Risiko sehen die Fachkräfte in der Cannabislegalisierung für die vulnerablen Zielgruppen der Sozialen Arbeit.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Debatte über die Cannabislegalisierung erfordert eine differenzierte Betrachtung und eine fachliche Herangehensweise, um sowohl die potenziellen Vorteile zu nutzen als auch die mit einer Legalisierung verbundenen Risiken zu minimieren. Die Fachkräfte halten eine enge wissenschaftliche Begleitung für erforderlich, um auf die Effekte der Legalisierung mit adäquater Hilfe reagieren zu können.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: intramurale Mittel der Katholischen Hochschule NRW



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Article published online:
19 September 2024

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