Suchttherapie 2024; 25(S 01): S85
DOI: 10.1055/s-0044-1790500
Abstracts
Poster

Trends in der Verbreitung des Substanzkonsums in Deutschland: Ein deskriptives Review von Bevölkerungsstudien vor, während und nach der COVID-19 Pandemie

Christoph Schwarzbach
1   Professur für Klinische Psychologie und Psychotherapie, TU Chemnitz, Chemnitz, Deutschland
,
Josefine Atzendorf
2   Professur für Gesundheitsökonomie, School of Medicine and Health, Technische Universität München, München, Deutschland
,
Sören Kuitunen-Paul
3   Professur für Klinische Psychologie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, TU Chemnitz, Chemnitz, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund und Fragestellung: Im Zeitraum 03/2020 bis 04/2022 galten in Deutschland aufgrund der COVID-19 Pandemie mehrere teils gravierende Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und sozialer Kontakte. Es war zu vermuten, dass durch die ausgelösten Belastungen auch die Verbreitung des Konsums psychoaktiver Substanzen befördert werden könnte. Ob sich dies über verschiedene bevölkerungsrepräsentative Studien hinweg und für verschiedene psychoaktive Substanzen zeigen lässt, soll überblicksartig betrachtet werden.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Ein deskriptives Review longitudinaler, prospektiver, bevölkerungsrepräsentativer Studien ergänzt um retrospektive Querschnittsstudien. Die Teilnehmenden mit Wohnstatus in Deutschland wurden je nach Originalstudie befragt zum Konsum von Alkohol, Tabak sowie verschiedener illegaler Substanzen/Substanzgruppen einschließlich Cannabis.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Beim Alkoholkonsum zeigten sich gegenläufige Entwicklungen mit häufigerer Abstinenz sowie mehr regelmäßigem Konsum bei Erwachsenen einerseits und schwacher Prävalenzabnahme bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen andererseits. Die Abnahme der Tabakkonsum-Prävalenz bis einschließlich 2021 hat sich anschließend umgekehrt hin zu einer tendenziell zunehmenden Verbreitung. Cannabiskonsum-Prävalenzen stiegen während der Pandemie bei Erwachsenen ebenso wie die Verbreitung zahlreicher anderer illegaler Substanzen, wobei häufig keine Schätzungen zu Veränderungen im Jugendalter vorliegen.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse weisen auf eine komplexe Dynamik im Substanzkonsum, die möglicherweise durch die Pandemie Veränderungen unterworfen wurde, die sich je nach Substanz und Altersgruppe unterschiedlich darstellten. Gleichzeitig fehlen derzeit noch relevante Kennzahlen insbesondere für Jugendliche und den Zeitraum nach der Pandemie (2022–2023), zumal sich die gesetzlichen Grundlagen für konsumbeeinflussende Faktoren (z.B. Besteuerung, Verfügbarkeit, Cannabis-Entkriminalisierung) auch in dieser Zeit weiter veränderten.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.



Publication History

Article published online:
19 September 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany