Zusammenfassung
Tibolon (Org OD 14, Liviella®, 2,5 mg täglich) ist ein
Steroidanalogon, das mit östrogenen, gestagenen und auch mit androgenen
Rezeptoren reagieren kann. Unter einer Tibolon-Therapie kommt es zu keiner
Stimulation des Endometriums, so daß nur selten vaginale Blutungen resultieren.
Im Vergleich zu kontinuierlich verabreichten Ústrogen/Progestagen-Kombinationen
ergab sich eine signifikante Verminderung an Blutungsproblemen bei Frauen
unter Tibolon. Diese geringe Rate an vaginalen Blutungen stellt in bezug auf
die Langzeit-Compliance eine günstige Tatsache dar. Die östrogene
Aktivität von Tibolon führt zur Behebung typischer östrogenmangelbedingter
Beschwerden wie bei klassischer Hormonersatz-Therapie (Hormone Replacement
Therapy; HRT). Auch im Bereich der Scheide kommt es zu östrogenen Effekten
und damit zur Besserung von Trockenheit und Dyspareunie. Die sexuelle Erlebnisfähigkeit
und die Libido steigen sowohl im Vergleich zu Plazebo, als auch im Vergleich
zu anderen HRT signifikant an, was auf den partiellen androgenen Effekt zurückgeführt
wird. Bei einer gleichzeitigen GnRH- und „Add-back”-Therapie
mit Tibolon kommt es zur Unterdrückung klimakterischer Symptome und zur
Osteoporoseprophylaxe ohne stimulatorische Wirkung auf Endometriose oder Uterusmyome.
In bezug auf das Herz-Kreislauf-Risiko kommt es unter einer Tibolon-Therapie
mit Ausnahme des HDL-Cholesterin-Spiegels zu einer Verbesserung einer Reihe
von Risikoparametern wie Triglyzerid- und Lipoprotein-(a)-Spiegel. Darüber
hinaus besteht eine Steigerung der fibrinolytischen Aktivität sowie ein
antiischämischer Effekt und im Tiermodell kommt es im Vergleich zu einer
reinen Ústrogen-Verabreichung zu einer praktisch vollständigen
Unterdrückung der Bildung atherosklerotischer Plaques. Umfangreiche Untersuchungen
der Wirkung von Tibolon auf den Knochenstoffwechsel zeigten einen östrogenen
Effekt, wobei es nicht nur zur Prophylaxe der Osteoporose, sondern offenbar
zu einer signifikanten Zunahme der Knochenmasse kommt. Möglicherweise
reicht bereits die Dosierung von 1,25 mg täglich für den
prophylaktischen Effekt aus. Tibolon und seine Metaboliten führen zu
einer starken Unterdrückung der Sulphatase-Aktivität in Brustkarzinomgewebe
und weisen in vivo eine proapoptotische Wirkung auf das Wachstum von Tumorzellen
der Brust auf. Erste klinische Ergebnisse von Tibolon zur Prophylaxe von Veränderungen
im Brustgewebe sind günstig, wobei Tibolon einen antiöstrogenen
Effekt auszuüben scheint.
Hormonal Treatment of Postmenopausal Patients With Tibolone
Tibolone is a steroid analogue with affinity to estrogen, progestin and
androgen receptors. Hormone replacement therapy (HRT) with tibolone (2.5 mg
daily) does not stimulate the endometrium so that vaginal bleeding is rare.
Compared with continuous estrogen and progestin regimens bleeding problems
are significantly decreased, which favors long-term compliance with HRT. The
estrogenic effects of tibolone alleviate symptoms of estrogen deprivation.
Tibolone has estrogenic effects on the vagina and can thus alleviate vaginal
dryness and dyspareunia. Libido is increased by tibolone compared with placebo
or other HRT regimens, probably due to an androgenic effect. Add-back administration
of tibolone during treatment with gonadotropin releasing hormone (Gn-RH) analogues
reduces climacteric symptoms and protects against osteoporosis without stimulating
endometriosis or uterine fibroids. With the exception of the high-density
lipoprotein (HDL) cholesterol, tibolone has a beneficial effect on triglyceride
and lipoprotein (a) levels. Fibrinolytic activity is increased and there is
an anti-ischemic effect. In animal studies tibolone almost completely suppressed
the formation of atherosclerotic plaques compared with estrogen only. Extensive
studies of tibolone's effects on bone metabolism have shown an estrogenic
effect. Apart from having a prophylactic effect against osteoporosis, tibolone
seems able to significantly increase bone mass. A daily dose of 1.25 mg
may suffice for a prophylactic effect. Tibolone and its metabolites suppress
sulphatase activity in breast cancer tissue and have a pro-apoptotic effect
on breast cancer cells in vivo. Initial results of studies of tibolone for
prevention of breast cancer are promising. In this setting tibolone seems
to have an antiestrogenic effect.