Geburtshilfe Frauenheilkd 1999; 59(8): 402-407
DOI: 10.1055/s-1999-15363
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kontrollüberzeugungen zu Krankheit und Gesundheit bei ungewollt kinderlosen Paaren

Loci of Control for Health and Illness in Infertile CouplesI. Kowalcek, G. Buhrow, N. Wihstutz, K. Diedrich
  • Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Universität Lübeck
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Publication History

Publication Date:
31 December 1999 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Ziel dieser Studie ist die Erfassung der Kontrollüberzeugungen zu Krankheit und Gesundheit bei ungewollt kinderlosen Paaren. Der Einfluß des Lebensalters der Frau, der Dauer des Kinderwunsches und der somatischen Sterilitätsdiagnose (männliche Subfertilität, tubare und endokrine Sterilität) auf die Kontrollüberzeugungen soll herausgearbeitet werden.

Material und Methodik: Die Stichprobe umfaßt 104 ungewollt kinderlose Paare, die sich in der Sterilitätssprechstunde der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Medizinischen Universität Lübeck vorstellten. Als Untersuchungsmaterial diente der Fragebogen zur Erhebung von Kontrollüberzeugungen zu Krankheit und Gesundheit [11].

Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen eine im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt niedrigere Bewertung infernaler Kontrollüberzeugungen, besonders durch ungewollt kinderlose Frauen. Gleichzeitig werden die externalen Kontrollüberzeugungen von beiden Partnern stärker gewichtet. Ungewollt kinderlose Frauen erreichen die höchste Merkmalsausprägung auf der Subskala fatalistische Externalität. Ungewollt kinderlose Männer erreichten die größte Merkmalsausprägung auf der Subskala soziale Externalität.

Schlußfolgerung: Für die Praxis bedeutet dies, daß ungewollt kinderlose Paare wenig Vertrauen in ihre eigenen Möglichkeiten haben, ihren Gesundheitszustand zu beeinflussen. Gleichzeitig ist ihre Bereitschaft hoch, die eigenen Geschicke in die Hände vermeintlich höherer Instanzen zu legen. Für den behandelnden Arzt erwächst daraus eine große Verantwortung, und er sieht sich hohen Erwartungen an seine Kompetenz gegenüber. Die Ausprägung in der Skala Internalität steigt mit zunehmendem Lebensalter und mit der Dauer des Kinderwunsches.

Loci of Control for Health and Illness in Infertile Couples

Background: The aim of this study was to determine the loci of control for health and illness in infertile couples.

Methods: 104 infertile couples completed a questionnaire designed to evaluate the loci of control for health and illness.

Results: Compared with the general population, perception of internal loci of control was reduced in infertile couples, particularly the women. These couples placed more emphasis on external loci of control. The women scored highest on the fatalistic externality subscale and the men on the social externality subscale.

Conclusion: These results indicate that infertile couples have little confidence in their own capability to influence their condition. They voluntarily delegate decisions regarding their problem to seemingly higher authority. The patients transfer much responsibility to the physician and their expectations of physiscian competence are high.