Geburtshilfe Frauenheilkd 1999; 59(12): 606-610
DOI: 10.1055/s-1999-15636
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zur Prävalenz von hyperplastischen und neoplastischen Veränderungen des Endometriums bei postmenopausalen Patientinnen mit Mammakarzinom vor Tamoxifentherapie

Prevalence of Endometrial Lesions in Postmenopausal Women With Breast Cancer Before Tamoxifen TreatmentA. Schultze-Mosgau1 , P. Montzka1 , S. Krüger2 , O. Bauer3 , O. Ortmann1 , K. Diedrich1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Universität zu Lübeck
  • 2Institut für Pathologie der Medizinischen Universität zu Lübeck
  • 3Illertalklinik, Aachen
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Publication History

Publication Date:
31 December 1999 (online)

Zusammenfassung

Bei postmenopausalen Patientinnen mit Mammakarzinom wird unter anderem die adjuvante Behandlung mit Tamoxifen für eine erhöhte Inzidenz eines Endometriumkarzinoms verantwortlich gemacht.

Fragestellung:Es soll die Prävalenz hyperplastischer und neoplastischer Veränderungen des Endometriums bei postmenopausalen Patientinnen mit Mammakarzinom vor einer antihormonellen Therapie mit Tamoxifen überprüft werden.

Patientinnen und Methode: In einer prospektiven Studie wurde von Juli 1996 bis Dezember 1998 (30 Monate) die Prävalenz von präexistenten proliferativen Veränderungen des Endometriums zum Zeitpunkt der Primäroperation des Mammakarzinoms evaluiert. Von insgesamt 102 in Frage kommenden postmenopausalen Mammakarzinom-Patientinnen waren bereits 42 Patientinnen hysterektomiert und wurden ausgeschlossen. Fünf Patientinnen verweigerten ihre Zustimmung zu dem Zusatzeingriff. Bei 55 postmenopausalen Patientinnen wurde nach histologischer Sicherung des Mammakarzinoms einzeitig die fraktionierte Abrasio durchgeführt. Präoperativ wurden eine transvaginale Sonographie und Farbdoppleruntersuchung des Endometriums vorgenommen.

Ergebnisse:48 Patientinnen hatten einen unauffälligen endometrialen Befund. Nebenbefundlich wurde bei sieben dieser Patientinnen histologisch ein Endometriumpolyp nachgewiesen. In vier Fällen war eine Endometriumhyperplasie ohne Atypien nachweisbar - davon drei Patientinnen mit „einfacher” und eine Patientin mit „komplexer” Hyperplasie. Hierbei wurde in drei Fällen nebenbefundlich ein Endometriumpolyp festgestellt. Drei Patientinnen (5,5%) wiesen eine atypische Endometriumhyperplasie in Kombination mit einem invasiven endometrialen Karzinom auf. Bei allen drei Fällen war die Transvaginalsonographie auffällig. In dem oben angeführten Zeitraum erhielten 39 von 55 Patientinnen (71%) eine adjuvante Therapie mit Tamoxifen.

Schlußfolgerung: Der vermehrte Nachweis von Endometriumkarzinomen unter der adjuvantenTamoxifen-Therapie bei Mammakarzinom könnte auf präexistente Endometriumkarzinome zurückzuführen sein, die unter Tamoxifen-Therapie symptomatisch werden. Wir empfehlen bei der Behandlung eines postmenopausalen Mammakarzinoms eine umfassende Transvaginalsonographie, die bei Auffälligkeiten des Endometriums eine histologische Abklärung erforderlich macht.

Abstract

Objective: Tamoxifen may be responsible for an increased incidence of secondary endometrial cancer in postmenopausal women with breast cancer. The objective of this study was to determine the prevalence of endometrial hyperplasia and neoplasia in postmenopausal women with breast cancer before adjuvant treatment with tamoxifen.

Methods: Over a 30-month period 55 postmenopausal women undergoing primary treatment for breast cancer underwent uterine curettage as well as preoperative transvaginal and color Doppler sonography.

Results: Three patients (5.5%) had invasive endometrial carcinoma accompanied by atypical hyperplasia. All three of these patients had abnormal sonographic findings. Four patients had endometrial hyperplasia without atypia (three simple, one complex, three with a polyp). 48 patients (87%) had normal endometrial findings; seven of these patients had an endometrial polyp). Thirty-nine patients (71%) went on to receive tamoxifen.

Conclusions: The increased incidence of endometrial carcinoma in breast cancer patients receiving tamoxifen may be due to a higher incidence of preexistent endometrial hyperplasia or neoplasia. We recommend routine sonographic evaluation of the endometrium in breast cancer patients and histologic evaluation in those with abnormal sonographic findings.

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