Z Geburtshilfe Neonatol 2000; 204(1): 14-19
DOI: 10.1055/s-2000-10190
ORIGINALARBEIT

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Frühe akustisch evozierte Potentiale bei sehr kleinen Frühgeborenen[*]

Maturational changes in the Brainstem Auditory Evoked Response in Very Low Birth Weight InfantsB. Wilken, L. Gortner
  • Medizinische Universität Lübeck, Zentrum Kinderheilkunde
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Dezember 2000 (online)

Zoom Image

Zusammenfassung

Hintergrund Frühe akustisch evozierte Potentiale (FAEP) sind ein sensitiver Test, um die funktionelle Integrität des auditorischen Systems zu überprüfen. Darüber hinaus ist es eine einfache, nicht invasive Methode, um das Hörvermögen auch sehr kleiner Kinder festzustellen. Die gemessenen Latenzen und Amplituden der entstehenden Wellen erlauben nicht nur eine anatomische Zuordnung, sondern reflektieren auch die Reifung der im Hirnstamm verlaufenden akustischen Bahnen. Der normale Verlauf der Reifung ist möglicherweise für eine Prognoseeinschätzung hilfreich.

Patienten und Methodik Es wurden die FAEP von 25 Frühgeborenen (Geburtsgewicht < 1500 g) prospektiv untersucht. Die Messungen wurden am 3. oder 4. Lebenstag und anschließend alle 2 Wochen während der Intensivbehandlung durchgeführt. Die neurologische Verlaufsuntersuchung wurde mit 12 Monaten (korrigiertes Lebensalter) durchgeführt.

Ergebnisse Die Wellen I, III und V waren bei 22 Kindern in der Erstuntersuchung klar differenzierbar. Bei 3 Kindern im Gestationsalter von 24 Wochen zeigte sich eine deutliche Depression der Aktivität. In den Verlaufsuntersuchungen fanden sich abnehmende Interpeaklatenzen und eine Zunahme der Amplituden. Es fand sich kein signifikanter Unterschied in der Abnahme der gemessenen Latenzen zwischen 5 Patienten mit neurologischen Auffälligkeiten und 19 übrigen Kindern. Bilaterale abnormale Wellenkonfigurationen fanden sich bei 2 der neurologisch auffälligen Kinder.

Schlussfolgerung Die Untersuchung von Amplituden und Latenzen der FAEP ist aufgrund der hohen Variabilität der Werte zwischen unauffälligen Kindern und der unterschiedlichen anatomischen Lokalisation von Läsionen weder zur Vorhersage einer guten, noch einer schlechten Prognose geeignet.

Diskussion Der Informationsgehalt bezüglich der Prognose kann nur im Einzelfall, im Verlauf und im Kontext zu anderen Untersuchungen bewertet werden. Dennoch geben FAEP's Informationen über die Reifung der im Hirnstamm gelegenen Bahnen und lassen möglicherweise auch Rückschlüsse über die Reifung anderer Systeme im Hirnstamm, z. B. Rhythmogenese der Atmung, zu.

Background Brainstem auditory evoked response (BAER) is a sensitive test of the functional integrity of the auditory pathway. Latencies and amplitudes of measured waveforms reflect maturation of this brainstem pathway and may allow a prediction for neurological outcome.

Patients and methods BAER were measured prospectively in preterm infants with a birthweight less than 1500 g at 3 to 4 day following birth and during treatment on neonatal intensive care unit (NICU) every two weeks. Pre- and postnatal risk factors and frequency of apnea were evaluated. Outcome was scored after 1 year corrected age by neurological examination.

Results There were no significant differences in latencies of waves between 5 children with severe asphyxia and/or IVH resulting in major neurological handicaps after 1 year. However, two of these children have bilateral abnormalities. The slope of decay of wave latencies decreased between 30 and 32 weeks gestational age, while the number of registrated apnea increased.

In follow up investigations during treatment on NICU there was a decrease in interpeak latencies wave V to wave III from 24/25 weeks gestational age to term infants and increase in amplitudes.

Conclusion Early performed BAER alone is not a good predictor for neurological outcome of preterm infants because of great interindividual varibility of normal neonates and the anatomical site of cerebral lesions. The method contributes information on the brainstem maturation and may also reflect the different maturational stages of the respiratory system.

1 Eingang: 13. 1. 1999Angenommen: 14. 5. 1999