Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung Jede
Folgeschwangerschaft nach Verlust eines Kindes durch den Plötzlichen
Säuglingstod ist stark angstbesetzt. Gefragt wurde, ob es - neben
der Angst vor einem erneuten Verlust - weitere Empfindungen und
Erfahrungen bei den betroffenen Familien gibt, die als prägend für
eine Folgeschwangerschaft anzunehmen sind. Übergreifende Zielsetzung war
es, Vorschläge für eine tragfähige
Folgeschwangerschaftsbegleitung zu entwickeln.
Material Ausgewertet wurden 787
Beratungsgespräche der Langzeitbetreuung von 115 vom Plötzlichen
Säuglingstod (SID) betroffenen Familien. 9 Mütter waren zum
Zeitpunkt, als ihr Kind am SID starb, bereits schwanger, bei 47 (58,7%)
der länger als ein halbes Jahr betreuten Familien (n=80) wurde eine
Folgeschwangerschaft bekannt. Bis auf zwei Ausnahmen traten alle
Folgeschwangerschaften innerhalb des ersten Jahres nach dem Verlust ein.
Ergebnisse Typisch für
SID-Folgeschwangerschaften war ein starkes Bedürfnis der Eltern nach
Information, Struktur und Absicherung während der gesamten
Folgeschwangerschaft, abzuleiten aus ihrem hohen Unruhe- und Angstpotential.
Kennzeichnend waren weiterhin erhebliche Zweifel der Mütter an ihrer
elterlichen Kompetenz und veränderte, aber dennoch stark ausgeprägte
Traueraffekte - aber ebenso Zuversicht und große Freude. Danneben
wurden problematische soziale Erfahrungen aufgezeigt. Besonders belastend war
das „Totschweigen” des gestorbenen Kindes und die fehlende
Akzeptanz von Trauer im sozialen Umfeld.
Schlussfolgerung Eine tragfähige und
entlastende Folgeschwangerschaftsbegleitung umfasst kontinuierliche
Aufklärung der Eltern, dabei Ehrlichkeit und Offenheit auch bei
unangenehmen oder belastenden Informationen. Zu empfehlen ist es,
Verständnis für die Überängstlichkeit der Eltern zu zeigen,
ihnen mehr Untersuchungs- und Gesprächsangebote als gemeinhin üblich
anzubieten und vor allem, mit ihnen offen über ihr gestorbenes Kind und
ihre Trauer zu sprechen. Die Kontaktvermittlung zu
Elternselbsthilfeorganisationen ist oft ein wesentliches
Unterstützungsangebot.
Background Every subsequent pregnancy after
the loss of a child due to Sudden Infant Death (SID) causes highly anxious
parents. The aim of this investigation was to point out which feelings and
experiences have to be considered as influencing factors for a following
pregnancy - besides being afraid of a repeated loss. The overlapping
fixing of our aim was to develop some proposals and recommendations for a
capable accompanying during a subsequent pregnancy.
Materials The base of the evaluation were 789
consultations during long-term cares of 115 families affected by Sudden Infant
Death (SID). When their children died because of SID 9 of all the mothers were
pregnant again. In the families which were cared for half-a-year or longer
(n=80), 47 (58.7%) subsequent pregnancies became known. All
gravidities occurred within one year after SID except two cases.
Results We found a strong exigency for
information, structure and protection during the whole pregnancy. This fact can
be deducted from a high potential of anxiety and fear within the parents.
Furthermore, our investigation revealed considerable doubts of the mothers
about their parental competence and altered, but still intensive affects of
grief yet confidence and great joy as well. Besides, we also observed
problematic social experiences, as e.g. hushing up of the dead child or a
lacking acceptance of grief by the social environment.
Conclusions A supporting and reliefing
accompanying during a subsequent pregnancy comprises a continuous enlightenment
of parents by being honest and open even in giving unpleasant and burdensome
informations. It is recommended to show understanding for the exceeding
anxieties of the parents, to offer them more possibilities of examinations and
conversations as usually appropriate and to talk to them about their dead child
and grief. Often the arrangement of contact to a parent-self-help association
is the essential offer of support.
Schlüsselwörter
Plötzlicher Säuglingstod (SID) - frühe Folgeschwangerschaft - Angst- und Trauerreaktionen - soziales Umfeld - psychosoziale Betreuung
Key words
Sudden infant death (SID) - Early subsequent pregnancy - Reactions of anxiety and fear - Social environment - Psychosocial support