Zusammenfassung:
Verlaufsstudien der Schizophrenie sind von zentraler Bedeutung für das Verständnis
der Krankheit. Sie sind umso aussagekräftiger, je länger die Untersuchungsperiode
währt. Gute Verlaufsstudien sind somit fast zwangsläufig mit einem hohen Arbeitsaufwand
verbunden. In der Praxis liegt daher der Verzicht auf zeitkonsumierende Methoden und
Designvarianten nahe. Die Fallstricke, die aus einem solchen Verzicht erwachsen, sind
zumindest lehrreich für das Bemühen um gültige Ergebnisse der Verlaufsforschung. Die
Forschungsökonomie zwingt jedoch dazu, die zu erfüllenden Mindestvoraussetzungen am
Ziel der Studie auszurichten.
Bei den zeitlich weniger aufwendigen Studien des Kurzzeitverlaufs zwingen die raschen
Veränderungen im Verlauf zur präzisen Definition der Beobachtungsintervalle und zur
genauen Einhaltung der Untersuchungstermine. Auch bei Langzeitstudien wird das Fehlerrisiko
durch stark unterschiedliche Verlaufsdauern der untersuchten Patienten mitbestimmt.
Selbst einige der klassischen Langzeitstudien sind von diesem Problem betroffen. Der
Beginn der Beobachtungsphase sollte in der gesamten Untersuchungspopulation vergleichbar
und dem eigentlichen Beginn der Krankheit so nahe als möglich sein.
Die Verallgemeinerungsfähigkeit der Untersuchungsergebnisse erfordert Repräsentativität
der Kohorte für alle Fälle der Krankheit in der Bevölkerung nicht nur bei Beginn der
Studie, sondern auch für die zu späteren Querschnitten erhobenen Befunde. Neben dem
Bemühen um eine möglichst vollständige Erhaltung des Untersuchungskollektivs müssen
auch Korrektur- und Schätzmethoden für einen vertretbaren Anteil an ’drop out’ vorgesehen
werden. Die Analyse der Verlaufs- und Outcome-Indikatoren muss Verläufe traditioneller
Subtypen ebenso berücksichtigen wie atheoretische Symptommuster und empirische Symptomstrukturen.
In der Analyse der bei Verlaufsstudien typischen Designvarianten werden zwei retrospektive
und ein prospektives Design in ihren Mängeln und ihren Vorzügen erörtert. Die Bedeutung
der Erfassung krankheitsunabhängiger Faktoren bei Verlaufsstudien - wie Alter, Geschlecht
und Entwicklungsstand bei Krankheitsausbruch - wird ebenso demonstriert, wie die
Notwendigkeit von Kontrollgruppen für die Beurteilung des sozialen Verlaufs. Prädiktormodelle
werden unter Berücksichtigung direkter und vermittelnder Einflussfaktoren vorgestellt.
Der Erläuterung an konkreten Beispielen der Analyse wird besondere Aufmerksamkeit
gewidmet.
Longitudinal studies are a key to understanding schizophrenia. They are the more informative,
the longer the periods covered. Hence, good studies into the course of schizophrenia
almost exclusively involve a lot of effort and cost. In practice, however, time-consuming
methods and design variables must be avoided. The pitfalls this constraint produces
are instructive of the difficulties longitudinal studies are faced with in striving
for valid results. For reasons of research economy, requirements must be adjusted
to study objectives.
Studies into the short term course are less time-consuming, but because of the rapid
changes in the illness course study intervals should be defined clearly and observed
strictly. In long-term studies, too, one source of error lies in the highly varying
lengths of illness of the patients studied. Even some of the classic long-term studies
are marred by this error. The beginning of the follow-up period should be comparable
across the study cohort and as close to illness onset as possible.
To obtain generally valid results the probands must be representative of all the illness
cases in the general population not only at the outset, but also all the later stages
of the study. Besides the efforts to avoid attrition in the study cohort, ways must
be found for correcting and estimating data for an acceptable proportion of drop-outs.
In the analysis of course and outcome the indicators chosen must be apt to the traditional
subtypes as well as to atheoretical symptom patterns and empirical symptom structures.
In the context of typical design variables of longitudinal studies the assets and
weaknesses of two retrospective and one prospective design will be discussed. Concerning
the social course, importance of disease-independent factors, such as age, sex and
level of social development at illness onset, as well as of control groups will be
demonstrated. Predictor models will be discussed with reference to the direct and
indirect influences involved. Examples of such analyses will be given.