Zusammenfassung
Eine der wirksamsten Marketingstrategien pharmazeutischer Firmen sind Einladungen
zu Kongressen und Fortbildungsveranstaltungen an Orten mit hohem Freizeitwert.
In einer anonymen Befragung deutscher Gastroenterologen wurde der Frage nachgegangen,
mit welcher Häufigkeit Ärzte zur Teilnahme an internationalen Kongressen
eingeladen werden und wie sie die dabei aufkommenden rechtlichen und ethischen
Fragen beurteilen.Methode: Anonymisierte Fragebogen
wurden an alle Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs-
und Stoffwechselkrankheiten, die am Weltkongreß für Gastroenterologie
teilnahmen, sowie an 30 pharmazeutische Unternehmen versandt. Die Fragen konzentrierten
sich auf die Art der Teilnahme (aktiv oder passiv), die Finanzierung von Reise-
und Aufenthaltskosten sowie die Einstellung der Teilnehmer zu Reisefinanzierungen
durch die pharmazeutische Industrie.Ergebnisse: 78%
der angeschriebenen Teilnehmer sandten die beantworteten Fragebogen zurück.
77% von ihnen (95% CI [55,80]) erhielten eine Reiseunterstützung von
der pharmazeutischen Industrie. Die Mehrheit von letztgenannter Gruppe erklärte,
daß sie den Kongreß nicht besucht hätte, wenn diese Unterstützung
nicht erfolgt wäre. Zwei Drittel der Befragten waren überzeugt,
daß derartige Unterstützungen keinen Verstoß gegen die Berufsethik
und Rechtsvorschriften darstellen, noch glaubten sie, daß dadurch ihre
Verschreibungsgewohnheiten beeinflußt werden. Nicht unterstützte
Kongreßteilnehmer vertraten diese Ansichten allerdings seltener (p =
0,003). 20% der pharmazeutischen Unternehmen beantworteten den Fragebogen,
und nur ein Unternehmen äußerte ethische und rechtliche Bedenken
bei Finanzierungen von Kongreßreisen.Schlußfolgerung: Internationale medizinische Kongresse würden an einem Teilnehmerschwund
leiden, wenn die Industrie für deren Kosten nicht aufkommen würde.
In der Ärzteschaft besteht ein Informationsdefizit bezüglich der
rechtlichen und ethischen Probleme, die mit Einladungen durch die Industrie
verbunden sind.
One of the most effective tools of pharmaceutical marketing is the distribution
of gifts to physicians whose magnitude remains ill defined. This anonymous
survey determines the frequency with which physicians receive travel awards
from drug companies to attend International Medical Conventions and attempts
to obtain the recipients' opinion on ethical and legal issues related to such
sponsorships.Methods: A questionnaire was mailed
to all members of the German Gastroenterological Association who had attended
the most recent World Congress of Gastroenterology and to 30 pharmaceutical
companies. Questions concerned the physician's role at the congress, the mode
of payment for travel, lodging and 1-3 convention fees as well as the
attendees' opinion on ethical and legal issues related to Sponsoring by pharmaceutical
companies.Results: 78% of the contacted physicians
returned the questionnaire. 67% (95% CI [55, 80]) of them received compensation
for their travel expenses by industry, and the majority of them stated that
they would not have attended the congress if such sponsoring had not occurred.
More than two thirds believed that sponsoring by drug companies neither interferes
with ethical and legal issues nor affects prescribing behavior. Such opinions
were more frequently expressed by sponsored than nonsponsored attendees (p
= 0.003). 20% of the contacted drug companies returned the questionnaire,
one of whom expressed concerns regarding the ethics of sponsorships.
Conclusions: International conventions would suffer from a significant
deprivation of attendance if the attendees' expenses were not subsidized by
industry. Recognition of ethical and legal issues related to such Sponsoring
appears to be limited and requires further discussion within the medical community.
Schlüsselwörter:
Pharmamarketing - medizinische Ethik - medizinische Kongresse - Geschenke an Arzte
Key words:
Pharmaceutical Sponsoring - pharmaceutical marketing - medical conventions - medical ethics - gifts to physicians