Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2000-7166-2
Erwiderung
Publication History
Publication Date:
28 April 2004 (online)
Zunächst bedanke ich mich für die ergänzende Darstellung der Strukturprobleme der Schlaganfallversorgung in der Bundesrepublik. Ich teile die Meinung, dass hier erhebliche Versorgungsdefizite bestehen, die nur interdisziplinär in Regionalkonzepten adäquat bearbeitet und gelöst werden können. Dies impliziert, dass Lösungskonzepte zum Beispiel in einer ländlichen Region anders sein können (und müssen) als in einer städtischen Region mit mehreren Großkliniken.
Entgegen der Darstellung im Leserbrief war die Stroke-Unit nach DGN-Kriterien nicht der Inhalt unseres Qualitätsindikators »Zielkrankenhaus«, der folgendermaßen definiert war: »Die Zielklinik soll mit einer neurologischen und internistischen Abteilung ausgestattet sein, eine 24-Stunden-Bereitschaft für eine kraniale Computertomographie haben und mit moderner Schlaganfallbehandlung vertraut sein«. Unsere Studie wurde in einer städtischen Region durchgeführt, in der drei von sechs Kliniken eine solche Ausstattung besitzen [2]. Da diese regionale Versorgungsstruktur vorhanden ist, sollte man diese meines Erachtens im Sinn der Patienten und ihrer Behandlungskontinuität nutzen.
Weder unser Studiendesign noch unsere Diskussion schlägt eine Auswahl bestimmter Patientengruppen wie Lysekandidaten vor. Im Gegenteil, wir verweisen in unserer Diskussion ausdrücklich darauf, dass alle Schlaganfallpatienten eine differenzierte Diagnostik und Therapie erhalten sollen: »Nachteil (der Selektion von Lysepatienten) ist die inhaltlich unbegründete Einengung des Akutversorgungskonzepts auf nur einen, wenn auch wichtigen therapeutischen Baustein (Lysetherapie), während alle anderen Versorgungsoptionen weitgehend uneinheitlich auf unterschiedlichem Niveau durchgeführt werden.« - Bezüglich der spezifischen Kritik am Konzept der DGN darf ich auf die Leserbriefdiskussion von Ringelstein und Busse im Deutschen Ärzteblatt [1] verweisen .
Zu Recht wird im Leserbrief darauf hingewiesen, dass bisher weder die Stroke-Unit nach DGN-Konzept noch andere bundesdeutsche Versorgungsformen in wissenschaftlichen Analysen hinsichtlich des kurz-, mittel- und langfristigen Health-Outcome medizinisch und ökonomisch verglichen wurden. Auch benötigen wir umfassende pathophysiologisch und therapeutisch orientierte Konzepte, die sowohl der Komplexität des Schlaganfall-Syndroms als auch den regionalen Versorgungskompetenzen und ihren Ausbaunotwendigkeiten, aber auch Limitationen gerecht werden.
Last not least, als Internistin und angehende Neurologin möchte ich an den letzten Satz des Leserbriefes anschließen und sehr dafür plädieren, die Sorge um das langfristige Wohl jedes Schlaganfall-Patienten in den Mittelpunkt der Diskussion und vor allem der Regionalkonzepte zu rücken. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, schnellstmöglichst eine bestmögliche Versorgung aller Schlaganfallpatienten in der Bundesrepublik zu gewährleisten.
Literatur
- 1 Busse O, Ringe E B. Akutversorgung von Patienten mit zerebralen Insulten: Schlußwort. Dtsch Ärztebl. 1999; 95 [45] A 2917
- 2 Weltermann B, Eyser D vom, Kleine Zander R, Riedel T, Dieckmann J, Ringelstein E B. Notfalleinsätze für Schlaganfallpatienten im Raum Münster Eine Querschnittuntersuchung der regionalen Versorgungsqualität. Dtsch med Wschr. 1999; 124 1192-1196
Birgitta WeltermannMPH
Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin
Westfälische Wilhelms-Universität
Domagkstraße
48 129 Münster