Pneumologie 2000; 54(10): 440-446
DOI: 10.1055/s-2000-7685
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Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Physiotherapie mit oszillierenden PEP-Systemen (RC-Cornet®, VRP1®) bei COPD[1]

U. H. Cegla
  • Pneumologie-Zentrum, Dernbach
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

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Einleitung

Bei COPD stellt die physikalische Therapie eine wichtige Ergänzung zur medikamentösen Therapie dar.

Physiotherapeutische Maßnahmen sollen das Abhusten von Bronchialschleim verbessern und erleichtern und so die Dyspnoe senken und Infekten vorbeugen.

Techniken, die hierzu verwendet werden, sind das „Huffing”, das bewusste Husten, tiefes Einatmen, Lagerungen, Vibrationstechniken der Brustwand, „Abklopfen” des Thorax sowie Benutzung spezieller Hilfsgeräte wie PEP-Maske bzw. oszillierender PEP-Systeme wie das RC-Cornet® oder das VRP1® (Flutter).

Weitere physiotherapeutische Maßnahmen haben zum Ziel, den Atemwegskollaps bzw. das „Air-trapping” zu vermeiden; diese Techniken werden dann angewendet, wenn die COPD mit zunehmendem Lungenemphysem einhergeht.

In diesem Krankheitsstadium werden auch Techniken angewendet, die die Einatemmuskulatur in einem günstigeren Längen-Spannungs-Verhältnis arbeiten lassen und so die Dyspnoe senken.

Wirksame Techniken mit diesem Ziel sind muskuläre Entspannungsübungen [[1] [2] [3]], sowie die Lippenbremse, die ja nichts anderes ist als ein exspiratorisches PEP-System (positiver Exspirationsdruck von etwa 5 cm Wassersäule), ist hier wirksam [[4]].

Gandevia konnte bei schwerem Lungenemphysem und tracheobronchialer Instabilität zeigen, dass das Exspirationsvolumen bei entspannter Exspiration und Lippenbremse um 20 % zunimmt [[5]].

Tiep u. Mitarb. [[6]] halten aufgrund ihrer Untersuchungen die Lippenbremse bei schwerer COPD für effektiver als die Muskelentspannungsübungen.

Die Effektivität dieser Atemtechnik, die von den meisten Patienten spontan genutzt wird, ist unumstritten.

Eine direkte Mobilisierung des knöchernen Thorax durch physiotherapeutische bzw. chiropraktische Maßnahmen wäre theoretisch hilfreich, positive Effekte konnten bisher allerdings nur in einer unkontrollierten Studie gezeigt werden [[7]].

Weitere Techniken versuchen, die Kraft und die Ausdauer der Atemmuskulatur zu steigern (inspiratory muscle training) [[8]].

Entsprechend dem günstigeren Längen-Spannungs-Verhältnis erhöht sich die Kraft eines Muskels, wenn er bei dem gleichen neuralen „Input” bei einer größeren Länge arbeitet. Das Zwerchfell kann in diesem Sinne über verschiedene Wege „länger” gemacht werden:

Über Kontraktionen der Bauchmuskeln während der Exspiration. Durch Einnahme von speziellen Körperpositionen (insbesondere durch das Nachvorneneigen - „Kutschersitz” - wodurch sich der intraabdominelle Druck erhöht).

Die Kraft und Ausdauer der Einatemmuskulatur lässt sich durch inspiratorische Muskeltrainer z. B. das Threshold® trainieren, wobei viele Studien gezeigt haben, dass hierdurch die inspiratorische Belastbarkeit und der maximale inspiratorische Druck erhöht werden können [[9]], was wiederum die Dyspnoe senkt.

Eine Kombination „verschiedener physiotherapeutischer” Ansätze bieten oszillierende PEP-Systeme.

1 Herrn Prof. Dr. med. Heinrich Matthys zum 65. Geburtstag gewidmet