Dtsch Med Wochenschr 2000; 125(44): 1346-1347
DOI: 10.1055/s-2000-8075
Leserbriefe
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Nachweis des HFE-Polymorphismus bei deutschen Patienten mit hereditärer Hämochromatose

Erwiderung
Further Information

Publication History

Publication Date:
31 December 2000 (online)

Zur Zuschrift Nr.1

Burggraf und Olgemüller verweisen darauf, dass durch das von uns verwendete genetische Nachweisverfahren [1], das auf den von Feder et al. gewählten PCR-Primern beruht, die Häufigkeit des homozygoten Genstatus für Cys282Tyr überschätzt wird. Die Autoren berufen sich hierbei auf eine Arbeit von Jeffrey et al. [4]. So soll ein Polymorphismus im Intron 4 (48G/A-Austausch) in der Bindungsregion des von Feder et al. [2] benutzten Antisense-PCR-Primers bei Cys282Tyr-Heterozygotie zu einer verminderten Amplifikation des Wildtyp-Allels und einer bervorzugten Amplifikation des mutierten Allels führen. In der Publikaton von Jeffrey et al. [4] wurden 48 % der ursprünglich homozygot genotypisierten Patienten bei Überprüfung mittels DNA-Sequenzierung und Verwendung eines neuen Antisense-Primers als heterozygot charakterisiert.

Mittlerweile liegen Untersuchungen [3], [ 5] , [6] vor, die die Ergebnisse von Jeffrey et al. [4] in Frage stellen. Merryweather-Clarke und Mitarbeiter [5] testeten 944 bereits charakterisierte Patientenproben (darunter 575 Cys282Tyr-Homozygote) mit einem neuen Antisense-Primer und fanden keine inkorrekte Genotypisierung. In einem amerikanischen Ringversuch mit einer den IVS4+48G/A Polymorphismus enthaltenden DNA-Probe ergab sich ebenfalls in allen Fällen eine korrekte Genotypisierung [6]. In zwei weiteren Untersuchungen konnte eine falsch-positive Genotypisierung hinschtlich der Cys282Tyr-Homozygotie zwar nachgewiesen werden, jedoch lag diese nur in einer Größenordnung von 0,9-4 % der Cys282Tyr-homozygoten Proben [3] ,[ 7]. Gegen die Ergebnisse von Jeffrey et al. [4] sprechen auch populationsgenetische Untersuchungen, die unabhängig von den verwendeten Nachweisverfahren und Primern ähnliche Cys282Tyr-Allelfrequenzen fanden [5]. Eine Erklärung für die unterschiedlichen Ergebnisse liegt mit großer Wahrscheinlichkeit in der Stringenz des Primer-Annealings bei der PCR [6].

Es gibt damit keinen Grund, an der Validität der Ergebnisse bisheriger Publikationen zu zweifeln, die auf der Verwendung der ursprünglich von Feder et al. [2] verwendeten Primer beruhen.

Literatur

  • 1 Erhardt A, Niederau C, Osman Y, Hassan M, Häussinger D. Nachweis des HFE-Polymorphismus bei deutschen Patienten mit hereditärer Hämochromatose.  Dtsch med Wschr. 1999;  124 1448-1452
  • 2 Feder J. et al . A novel MHC class I-like gene is mutated in patients with hereditary haemochromatosis.  Nat Genet. 1996;  : 399-408
  • 3 Gomez P S. et al . Polymorphism in intron 4 of HFE does not compromise haemochromatosis mutation results.  Nat Genet. 1999;  23 272
  • 4 Jeffrey G P. et al . Polymorphism in intron 4 of HFE may cause overestimation of C282Y homozygote prevalence in haemochromatosis.  Nat Genet. 1999;  22 325-326
  • 5 Merryweather-Clarke A T. et al . Polymorphism in intron 4 of HFE does not compromise haemochromatosis mutation results. The European Haemochromatosis Consortium.  Nat Genet. 1999;  23 271
  • 6 Noll W W. et al . Polymorphism in intron 4 of HFE does not compromise haemochromatosis mutation results.  Nat Genet. 1999;  23 271-272
  • 7 Somerville M J. et al . An HFE intronic variant promotes misdiagnosis of hereditary hemochromatosis.  Am J Hum Genet. 1999;  65 924-926

Dr. Andreas Erhardt

Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Moorenstr. 5

40225 Düsseldorf

Phone: 0211/811-8952

Fax: 0211/9346842

Email: andreas.erhardt@uni-duesseldorf.de