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DOI: 10.1055/s-2000-8293
Das Ohrenleiden Kaiser Wilhelms II.: Ein Spiegelbild der Otologie um die Jahrhundertwende
Publication History
Publication Date:
31 December 2000 (online)

Einleitung
Der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II (1859 - 1941) war Zeit seines Lebens durch viele Krankheitserscheinungen in seinem körperlichen und seelischen Befinden beeinträchtigt. Die bei der äußerst schwierigen Geburt mit Steiß-Lage und manueller Wendung erlittene Plexuslähmung führte zu einer Fehlentwicklung des linken Armes mit einer ständig sichtbaren Verkürzung und muskulären Kontrakturen. Aus dieser Fehlfunktion resultierte ein spastischer Schiefhals der Gegenseite, der eine zweimalige Sternocleidodurchtrennung im Alter von sechs Jahren erforderlich machte. Als Torticollis-Folge könnte durch eine Störung der Tubenmuskulatur die Entwicklung eines Mittelohrcholesteatoms der rechten Seite gefördert worden sein. Diese Ohrerkrankung trat 1878 erstmals auf und hat den kaiserlichen Patienten das ganze Leben begleitet und immer wieder zu schwerwiegenden Komplikationen mit allerdings glücklichem Ausgang geführt. Wäre es 1886 zu otogenen Komplikationen mit letalem Ausgang gekommen, wären von 1886 bis1888 drei Hohenzollern-Generationen innerhalb eines kürzesten Zeitraums von der Weltbühne gerissen worden: Der noch regierende Kaiser Wilhelm I, auf natürliche Weise im hohen Alter, der nachfolgende Friedrich III, mit nur 99-tägiger Regierungszeit durch ein zu spät erkanntes Kehlkopfkarzinom und Wilhelm II an einer möglichen otogenen Komplikation durch otogene Meningitis oder Hirnabszess.
Literatur
- 1 Balfour M. Der Kaiser-Wilhelm und seine Zeit. Ullstein Frankfurt/Berlin; 1964
- 2 Ponsonby F. Briefe der Kaiserin Friedrich Th. Knaur. Berlin; 1929
- 3 Röhl J CG. Wilhelm II: Die Jugend des Kaisers 1859- 1888. C. H. Beck München; 1993
Dr. Dieter Leithäuser
HNO-Arzt
Zum Diemelblick 1 34414 Warburg