Laryngorhinootologie 2000; 79(4): 201-206
DOI: 10.1055/s-2000-8795
ONKOLOGIE
Georg Thieme Verlag Stuttgart ·New York

Ergebnisse der prätherapeutischen Lymphknotendiagnostik bei Kopf-Hals-Tumoren

Klinische Wertigkeit der 18FDG-Positronen- Emissions-Tomographie (PET) [1] Results of Pretherapeutic Lymph Node Diagnosis in Head and Neck Cancer: Clinical Value of 18-Fluorodeoxyglucose Positron Emission Tomography (PET) E. Di Martino ,  B. Nowak1 ,  G. A. Krombach2 ,  B. Sellhaus3 ,  R. Hausmann ,  U. Cremerius1 ,  U. Büll1 ,  M. Westhofen
  • 1Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Plastische Kopf- und Halschirurgie der RWTH Aachen (Direktor: Prof. Dr. M. Westhofen)
  • 2Klinik für Nuklearmedizin der RWTH Aachen (Direktor: Prof. Dr. U. Büll)
  • 3Klinik für radiologische Diagnostik der RWTH Aachen (Direktor: Prof. Dr. R. W. Günther)
  • 4Institut für Pathologie der RWTH Aachen (Direktor: Prof. Dr. C. Mittermayer)
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Die histologische Aufarbeitung klinisch unverdächtiger Halslymphknoten zeigt bei Kopf-Hals-Karzinomen in ca. 40 % eine zuvor nicht erkannte Metastasierung. Das Vorhandensein von Lymphknotenmetastasen bei der Primärdiagnostik maligner Kopf-Hals-Tumoren geht mit einer schlechteren Prognose quod vitam einher und fordert aus onkochirurgischer Sicht die Durchführung einer der individuell vorliegenden und zu erwartenden Metastasierung angepaßten Form der Neck-dissection. Bildgebende Verfahren emöglichen eine prätherapeutische Evaluation des Lymphknotenstatus. Sonographie, Computertomographie und Magnetresonanztomographie können auf der Grundlage morphologischer Veränderungen Aussagen zur Dignität eines Lymphknotens treffen. Mit der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) steht ein Verfahren zur Verfügung, das auf der Grundlage der Stoffwechselaktivität einer untersuchten Region eine Aussage über die Dignität einer Raumforderung oder eines Lymphknotens ermöglicht. Ziel der Untersuchung war die Evaluierung verschiedener diagnostischer Verfahren im prätherapeutischen Lymphknotenstaging unter besonderer Berücksichtigung der Wertigkeit des Einsatzes einer 18Fluorodesoxyglukose-Positronen-Emissions-Tomographie ( 18FDG-PET). Patienten und Methoden: Bei 40 Patienten (28 m/12 w) mit dem klinischen Verdacht auf ein Malignom in der Kopf-Hals-Region wurden mittels Palpation, Sonographie, Computertomographie und PET beide Halsseiten auf mögliche Halslymphknotenveränderungen untersucht. Im Falle von 28 Untersuchten wurden Neck-dissections durchgeführt. Bei den übrigen Patienten erfolgten diagnostische Lymphknotenexstirpationen. Die Ergebnisse der verschiedenen diagnostischen Verfahren wurden mit dem postoperativen histologischen Befund und dem klinischen Verlauf verglichen. Die mittlere Nachbeobachtungsdauer betrug 12,5 Monate. Ergebnisse: Bei 35 % der untersuchten Halsseiten wurde eine Lymphknotenmetastasierung nachgewiesen. Die Sensitivität der bildgebenden Verfahren einschließlich der PET betrug jeweils 82 %. Die Spezifität betrug, im Falle eine Sonographie 85 %, bei der Durchführung eines CT's 94 % und für die PET 87 %. Die PET erbrachte in 13,4 % ein falsch-positives Ergebnis. In allen Fällen konnte eine entzündliche Veränderung nachgewiesen werden. Der positive Vorhersagewert der PET-Untersuchung war mit 77 % nur geringfügig höher als der einer Sonographie (75 %). Er lag unter den Werten für die Palpation und das CT, die jeweils 86 % und 88 % erreichten. Der negative Vorhersagewert war abgesehen von 82 % im Falle einer Palpation für alle bildgebenden Verfahren mit 90 - 91 % identisch. Schlußfolgerung: Die PET hat in der primären Diagnostik von Lymphknotenveränderungen im Kopf-Halsbereich einen ähnlich hohen Stellenwert wie andere bildgebende Verfahren. Zur Steigerung der Aussagekraft der PET müssen entzündliche Veränderungen ausgeschlossen werden, um falsch-positive Befunde zu vermeiden. Zur Routinediagnostik von Halslymphknotenveränderungen ist eine Sonographieuntersuchung unter Einschluß einer Farbduplexechographie ausreichend.

Background: Histological studies demonstrate that there is a high percentage of occult nodal metastasis in head and neck malignomas. Patients with positive lymph nodes have a comparatively worse prognosis. A neck dissection is required in these cases. By demonstrating morphological abnormalities, imaging procedures like ultrasound, computer tomography (CT), and magnetic resonance imaging (MRI) can provide important initial informations about possible malignant alteration of the lymph nodes. Positron emission tomography (PET) allows functional metabolic imaging of a suspected tumor site. The aim of this study was a comparative evaluation of different diagnostic procedures with special emphasis on the value of PET in the pretherapeutic diagnosis of nodal spread in head and neck cancer. Patients and Methods: Forty patients (28 male and 12 female) with a suspected malignoma in the head and neck region underwent clinical examination including palpation of the neck sides, ultrasound, CT, and PET to detect a nodal spread of the malignancy. Fifty neck dissections were performed in 28 patients. Lymph node biopsies were performed in the remaining patients. The results of the diagnostic procedures were compared to the histology and the clinical course of the patients. The mean follow-up period was 12.5 months. Results: A nodal metastasis was verified in 35 % of all cases. Sensitivity of all imaging procedures including PET was 82 %. Palpation had a sensitivity of only 61 %. Specifity was 85 % for ultrasound, 94 % for CT and palpation, and 87 % for PET. PET produced false negative results in 13.4 % of all cases. Inflammation was detected in these cases. The positive predictive value was marginally better for PET than for ultrasound (77 % vs. 75 %). It proved to be lower than the values for palpation (86 %) and CT (88 %). Negative predictive value was 90 - 91 % for all imaging procedures. Conclusion: In the primary diagnosis of nodal alterations in the head and neck region, a PET scan has the same diagnostic value as ultrasound or CT. By imaging the metabolism of a suspected nodal metastasis, PET can help to improve the assessment of regions with uncertain anatomic features. To avoid false positive results, acute and chronic inflammatory alterations have to be ruled out before the PET imaging.

01 Die Studie wurde aus Mitteln des START-Programmes (Nr. 23/97) der RWTH-Aachen gefördert.