Dtsch Med Wochenschr 2001; 126(5): 127
DOI: 10.1055/s-2001-10868
Leserbriefe
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Multilokuläre Schilddrüsenektopie

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Publication Date:
28 April 2004 (online)

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Weng et al. [7] berichteten über eine 86-jährige hyperthyreote Patientin mit einer Knotenstruma, die an einem Herzinfarkt starb. Bei der Autopsie fand sich Schilddrüsengewebe subpleural in der Lunge, im kleinen Becken, und im 3. Lendenwirbelkörper. Histologisch lag kein Anhalt für Malignität dieser ektopen Schilddrüsengewebe vor. Laborchemisch bestand eine T 3-Toxikose mit einem fT3 von 11,8 pg/ml. Die histologisch-autoptischen Befunde der Knotenstruma und des benachbarten Halsgewebes wurden nicht beschrieben. Daher möchten wir einige Punkte kommentieren.

Die geschätzte Prävalenz von Schilddrüsenektopie ist 1/200 000. Dabei liegt - wie Weng et al. schildern - das ektope Gewebe meist in der sog. Midline. Oft (bis 75 % der Fälle) stellt das ektope Schilddrüsengewebe das einzige Schilddrüsengewebe dar. Meist handelt es sich dabei um eine Zungenstruma, die mit zwei Altersgipfeln vorkommt, in der Zeit der Pubertät und der Menopause. Die meisten Patienten mit ektoper Schilddrüse sind/werden hypothyreot, obwohl wir kürzlich einen 18-jährigen, euthyreoten Mann mit einer Zungenstruma schilderten, der an akuter Atemnot und Schluckbeschwerden infolge des ektopen Schilddrüsengewebes litt [3]. Ektope Schilddrüsen werden selten maligne, jedoch sollte bei gleichzeitigem Vorhandensein von eutopem Schilddrüsengewebe »histologisch normales« ektopes Schilddrüsengewebe, insbesondere bei Lokalisation im lateralen Halsbereich, als metastasierter Schilddrüsenkrebs betrachtet werden mit entsprechender Aufarbeitung des eutopen Gewebes [1] [4] [5]. Die meisten funktionstüchtigen Schilddrüsenkrebsmetastasen produzieren hauptsächlich T3, was zu einer T3-Toxikose führen kann [2]. Dies war möglicherweise auch bei der von Weng et al. [7] beschriebenen Patientin der Fall. Das im kleinen Becken nachgewiesene Gewebe war ohne Organbezug. Möglicherweise hatte die Patientin jedoch eine kleine Struma ovarii, die in 10% aller Strumae maligne sein kann, wie bisher 31 mal in der Literatur beschrieben [6]. Für wahrscheinlicher halten wir jedoch das Vorliegen einer multinodulären toxischen Struma, die oft in dieser Altersgruppe vorkommt, in Kombination mit einem in der Knotenstruma lokalisierten Schilddrüsenkarzinom.