RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2001-11200
Kurz, strukturiert und rasch übermittelt: Der »optimale« Arztbrief
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
31. Dezember 2001 (online)

An der Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer medizinischer Versorgung spielt die Informationsweitergabe zwischen Klinikärzten und niedergelassenen Ärzten eine wichtige Rolle für die Behandlungskontinuität. Befragt nach ihren Erwartungen an die psychiatrische Klinik nennen im Interview über 90 % der niedergelassenen Allgemeinärzte (»Hausärzte«) Aspekte der Kommunikation: Neben einem regelmäßigen patientenbezogenen Informationsaustausch mit Klinikärzten sowie persönlich bekannten und (telefonisch) erreichbaren Ansprechpartnern in der Klinik wird die Wichtigkeit eines (leserlichen) Kurzarztbriefes und einer raschen Übermittlung der Entlassungsbriefe betont [43].
Arztbriefe sind vielleicht das häufigste und wichtigste Kommunikationsmittel unter Ärzten [4] [28] . Oft stellt der Arztbrief den einzigen Kontakt zwischen Klinik- und Hausarzt dar. In den letzten Jahren wurden deshalb im angloamerikanischen Raum eine Reihe von Studien zum Thema »Arztbrief« durchgeführt. Neben inhaltlichen Analysen der Entlassungsbriefe erfolgten in vielen medizinischen Fachgebieten auch Befragungen der Hausärzte zu deren Erwartungen an einen Arztbrief: Kardiologie [3], Gastroenterologie [31] [7] , Onkologie [45], Chirurgie [1] [8] , Orthopädie [22] , Pädiatrie [7], Psychiatrie [26], Radiologie [25] und Strahlentherapie [19]. Es wurden auch Studien konzipiert, die den bilateralen Charakter der Kommunikation reflektierten und in denen eine Befragung sowohl der Konsiliarärzte (Absender) als auch der Hausärzte (Empfänger) erfolgte [26] [36] [50]. In Deutschland dagegen wurden zur Arztbrief-Thematik kaum Studien durchgeführt [28]. Für den Bereich der Psychiatrie liegt eine kurze Übersicht vor, die die besonderen Aspekte psychiatrischer Arztbriefe berücksichtigt [44].
In der Klinik sind Arztbriefe wenig beliebt, das Schreiben von Arztbriefen erscheint vielen Klinikärzten eher lästig. Auf der anderen Seite werden sie von den niedergelassenen Ärzten selten vollständig gelesen [28]: In 28 % liest ein Hausarzt weniger als 25 % des Briefes, in 39 % nur 25-50 %, in 16 % 50-75 % und lediglich in 17 % über 75 % des Inhalts des Arztbriefes. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass der Hausarzt täglich etwa 10 Arztbriefe erhält und diese neben seinem sonstigen Arbeitspensum bewältigen muss. Auf der anderen Seite erhalten 10-30 % der weiterbehandelnden Ärzte keinen Entlassungsbrief von somatischen oder psychiatrischen Kliniken [6] [17] [29].
Ein Problem bei der Erstellung von Arztbriefen ist, dass diese häufig ohne Kenntnis der Bedürfnisse der Empfänger (in den meisten Fällen der Hausärzte), ohne Wissen über deren Vorinformationen und ohne Berücksichtigung der Rahmenbedingungen der ambulanten Weiterbehandlung verfasst werden. Dies spiegelt sich darin wider, dass sich Klinikärzte von Hausärzten in der Einschätzung der Wichtigkeit zahlreicher Inhalte der Arztbriefe unterscheiden [28]: Während Klinikärzte die Beschreibung der in der Klinik durchgeführten Therapie, insbesondere der medikamentösen Einstellung sowie der Therapieempfehlungen und Kontrolluntersuchungen für besonders wichtig halten, legen Hausärzte häufiger als Klinikärzte Wert auf eine Stellungnahme zur Einweisungsdiagnose und auf differentialdiagnostische Erwägungen. Unterschiede zwischen Klinikärzten und niedergelassenen Ärzten finden sich auch in der Einschätzung der Bedeutung von Kurzarztbriefen und Entlassungsbriefen (Latz, zit. n. 28): Während 80 % der niedergelassenen Ärzte einen Kurzarztbrief für ausreichend halten, ist für 58 % der Klinikärzte ein ausführlicher Entlassungsbrief unverzichtbar.
Da in vielen Studien über Kommunikationsprobleme zwischen Ärzten berichtet wird [17] [18] [22] [35] [36] und Qualitätsdefizite bei Arztbriefen in allen medizinischen Fachgebieten bestehen [4] [5] [29] [50], werden in der folgenden Übersichtsarbeit Ergebnisse bisheriger Studien zusammengefasst, um Anregungen für die Gestaltung eines Arztbriefes zu geben. Aus Sicht der Qualitätssicherung stellen Arztbriefe einen wichtigen Aspekt der »Nutzerzufriedenheit« mit der Klinik dar [4] [42]. Wichtige Qualitätskriterien von Arztbriefen sind Übermittlungszeit, Länge und Inhalt der Briefe [49]. Ein »optimaler« Arztbrief ist aber auch in der alltäglichen Klinikroutine von Bedeutung, da eine gute Kommunikation eine notwendige Voraussetzung für eine konstruktive Zusammenarbeit von Klinikärzten und niedergelassenen Ärzten ist [34] [46]. Eine mangelhafte Kommunikation unter Ärzten dagegen belastet den Patienten durch unnötige Untersuchungen, verzögerte Diagnosenstellung, diskontinuierliche Behandlung und vermehrte Komplikationen [15] .
kurzgefasst: Die Zusammenarbeit des ambulanten und des stationären Bereichs wird entscheidend durch die Kommunikation zwischen Klinikärzten und niedergelassenen Ärzten geprägt. Einen sehr wichtigen Aspekt stellen dabei Arztbriefe dar. Es ist deshalb von praktischer Relevanz, dass wiederholt in allen medizinischen Fachbereichen Qualitätsdefizite bei Arztbriefen beschrieben werden. Ein Problem bei der Erstellung der Klinikarztbriefe ist, dass diese die Bedürfnisse der Hausärzte wenig berücksichtigen.
Literatur
- 1
Adams D C, Bristol J B, Poskitt K R.
Surgical
discharge summaries: Improving the record.
Am R Coll Surg
Engl.
1993;
75
96-99
MissingFormLabel
- 2
Amering M, Denk E, Griengl H, Sibitz I.
»Weil
es mich betrifft« - direkt an die PatientInnen
gerichtete Entlassungsbriefe.
Psychiat Prax.
1998;
25
172-174
MissingFormLabel
- 3
Archbold R A, Laji K, Suliman A, Ranjadayalan K, Hemingway H, Timmis A D.
Evaluation
of a computer-generated discharge summary for patients with acute
coronary syndromes.
Br J Gen Pract.
1998;
48
1163-1164
MissingFormLabel
- 4
Bertrand D, Francois P, Bosson J L, Fauconnier J, Weil G.
Quality
assessment of discharge letters in a French university hospital.
Int
J Health Care Qual Assur Inc Leadersh Health Serv.
1998;
11
90-95
MissingFormLabel
- 5
Beyaert E W, Ubbink M M, Kaasenbrood A J.
Mediocre
quality of discharge reports concerning psychiatric patients.
Ned
Tijdschr Geneeskd.
1996;
17
365-368
MissingFormLabel
- 6
Bolton P, Mira M, Kennedy P, Lahra M M.
The
quality of communication between hospitals and general practitioners:
an assessment.
J Qual Clin Pract.
1998;
18
241-247
MissingFormLabel
- 7
Brazy J E, Langkamp D L, Brazy N D, de Luna R F.
Do primary
care physicians prefer dictated or computer-generated discharge
summaries?.
Am J Dis Child.
1993;
147
986-988
MissingFormLabel
- 8
Castleden W M, Stacey M C, Norman P E, Lawrence-Brown M M, Brooks J G.
General
practitioners attitudes to computer-generated surgical discharge
letters.
Med J Aust.
1992;
21
380-382
MissingFormLabel
- 9
Clements D.
An
improved »interim discharge letter« a successful
outcome from audit.
J R Coll Physicians Lond.
1992;
26
169-171
MissingFormLabel
- 10
Colledge N R, Smith R G, Lewis S J.
The
delivery of interim discharge summaries to general practitioners
by the elderly.
Health Bull (Edinb).
1992;
50
219-222
MissingFormLabel
- 11
Cording C.
Konzeptuelle
Gesichtspunkte bei der Entwicklung und Einführung einer
psychiatrischen Basisdokumentation.
Psychiat Prax.
1998;
25
175-178
MissingFormLabel
- 12
Couper I D, Henbest R J.
The quality
and relationship of referral and reply letters. The effect of introducing
a pro forma letter.
S Afr Med J.
1996;
86
1540-1542
MissingFormLabel
- 13
Crosswhite R, Beckham S H, Gray P, Hawkins P R, Hughes J.
Using
multidisciplinary automated discharge summary process to improve
information management across the system.
Am J Mang Care.
1997;
3
473-479
MissingFormLabel
- 14
Dunn D C, Dale R F.
Combined computer
generated discharge documents and surgical audit.
Br Med
J (Clin Res Ed).
1986;
292
816-818
MissingFormLabel
- 15
Epstein R M.
Communication
between primary care physicians and consultants.
Arch
Fam Med.
1995;
4
403-409
MissingFormLabel
- 16
Essex B, Doig R, Rosenthal J, Doherty J.
The
psychiatric discharge summary: A tool for management and audit.
Br
J Gen Pract.
1991;
41
332-334
MissingFormLabel
- 17
Fähndrich E, Kruckenberg P, Pontzen W.
Befragung
von Psychiatern in Praxis und Klinik zur gegenwärtigen
Versorgungssituation psychiatrischer Patienten in Berlin.
Psychiat
Prax.
1976;
3
214-221
MissingFormLabel
- 18
Geitung J T, Kolstrup N, Fugelli P.
Written
information from hospital to primary physician about discharged
patients.
Tidsskr Nor Laegeforen.
1990;
110
3132-3135
MissingFormLabel
- 19
Graham P H, Wilson G.
Letters from the radiation
oncologist: Do referring doctors give a damn?.
Australas
Radiol.
1998;
42
222-224
MissingFormLabel
- 20
Himmel W, Kron M, Hepe S, Kochen M M.
Drug
prescribing in hospital as experienced by general practitioners:
East versus West Germany.
Fam Pract.
1996;
13
247-253
MissingFormLabel
- 21
Howard D J.
Structured
discharge letter in a department of geriatric medicine.
Health
Trends.
1986;
18
12-14
MissingFormLabel
- 22
Jacobs L G, Pringle M A.
Referral letters
and replies from orthopaedic departments: opportunities missed.
BMJ.
1990;
301
470-473
MissingFormLabel
- 23
Jenkins S, Arroll B, Hawken S, Nicholson R.
Referral letters:
Are form letters better?.
Br J Gen Pract.
1997;
47
107-108
MissingFormLabel
- 24
Krüger-Brand H E.
Regeln
für die sichere digitale Kommunikation.
Dt Ärztebl.
1999;
96
B1905-1906
MissingFormLabel
- 25
Lafortune M, Breton G, Baudouin J L.
The
radiological report: What is useful for the referring physician?.
Can
Assoc Radiol J.
1988;
39
140-143
MissingFormLabel
- 26
Leonard I, Babbs C, Creed F.
Psychiatric
referrals within the hospital - the communication process.
J
R Soc Med.
1990;
83
241-244
MissingFormLabel
- 27
Lissauer T, Paterson C M, Simons A, Beard R W.
Evaluation of
computer generated neonatal discharge summaries.
Arch
Dis Child.
1991;
66
433-436
MissingFormLabel
- 28
von Luckner A G.
Der
Arztbrief.
Z ärztl Fortbild Qual sich.
1997;
91
563-567
MissingFormLabel
- 29
Mageean R J.
Study
of »discharge communications« from hospital.
Br Med
J (Clin Res Ed).
1986;
293
1283-1284
MissingFormLabel
- 30
Montalto M, Harris P, Rosengarten P.
Impact
of general practitioners referral letters to an emergency department.
Aust
Fam Physician.
1994;
23
1320-1328
MissingFormLabel
- 31
Moorman P W, Siersema P D, van Ginneken A M, van Blankenstein M.
Are referring
physicians satisfied with endoscopy reports?.
Z Gastroenterol.
1994;
32
623-625
MissingFormLabel
- 32
Morrison W G, Pennycook A G.
A study
of the content of general practitioners referral letters to an accident
and emergency department.
Br J Clin Pract.
1991;
45
95-96
MissingFormLabel
- 33
Munday A, Kelly B, Forrester J W, Timoney A, McGovern E.
Do general practitioners
and community pharmacists want information on the reasons for drug
therapy changes implemented by secondary care?.
Br J Gen
Pract.
1997;
47
563-566
MissingFormLabel
- 34
Parker G, Wright M, Robertson S, Sengoz A.
To
whom do you refer? A referrer satisfaction study.
Aust
N Z J Psychiatry.
1996;
30
337-342
MissingFormLabel
- 35
Phongsavan P, Ward J E, Oldenburg B F, Gordon J J.
Mental health
care practices and educational needs of general practitioners.
Med
J Aust.
1995;
162
139-142
MissingFormLabel
- 36
Pullen I M, Yellowless A J.
Is communication
improving between general practitioners and psychiatrists?.
Br
Med J (Clin Res Ed).
1985;
290
31-33
MissingFormLabel
- 37
Rasmussen H H, Pedersen B, Sorensen H T, Freund K S.
Epicrises from
a department of medical gastroenterology.
Ugeskr Laeger.
1991;
153
1868-1870
MissingFormLabel
- 38
Sandler D A, Mitchell J R.
Interim discharge
summaries: How are they best delivered to general practitioners.
Br
Med J (Clin Res Ed).
1987;
295
1523-1525
MissingFormLabel
- 39
Sarda N, Vila R, Mira M, Canela M, Jariod M, Masque J.
Analysis of quality and
contents of the report of hospital discharge.
Med Clin (Barc).
1993;
101
241-244
MissingFormLabel
- 40
Semler P.
Ende
gut - Epikrise gut.
Dt Ärztebl.
1999;
96
A2885-2890
MissingFormLabel
- 41
Sorensen H T, Rasmussen H H, Pedersen B, Freund K S.
Referral to
a department of medical gastroenterology. A study of the content
of the referral letter and the reasons for referral.
Ugeskr
Laeger.
1990;
152
322-323
MissingFormLabel
- 42
Spießl H, Cording C.
Zusammenarbeit von Hausärzten
mit psychiatrischen Institutionen aus Sicht der Qualitätssicherung.
Z ärztl
Fortbild Qual sich.
1999;
93
129-133
MissingFormLabel
- 43
Spießl H, Semsch I, Cording C, Klein H E.
Was erwarten
Hausärzte von einer psychiatrischen Klinik?.
Fortschr
Med.
1999;
117
173-176
MissingFormLabel
- 44
Spießl H, Cording C.
Der Arztbrief - Visitenkarte
der psychiatrischen Klinik?.
Psychiatr Prax.
2000;
27
239-242
MissingFormLabel
- 45
Tattersall M H, Griffin A, Dunn S M, Monaghan H, Scatchard K, Butow P N.
Writing to referring
doctors after a new patient consultation. What is wanted and what
was contained in letters from one medical oncologist?.
Aust.
N Z J Med.
1995;
25
479-482
MissingFormLabel
- 46
Thomas R V, Corney R H.
Working with
community mental health professionals: A survey among general practitioners.
Br
J Gen Pract.
1993;
43
417-421
MissingFormLabel
- 47
Tulloch A J, Fowler G H, McMullan J J, Spence J M.
Hospital discharge reports:
Content and design.
Br Med J.
1975;
4
443-446
MissingFormLabel
- 48
Van Walraven C, Duke S M, Weinberg A L, Wells P S.
Standardized
or narrative discharge summaries. Which do family physicians prefer?.
Can
Fam Physician.
1998;
44
62-69
MissingFormLabel
- 49
Van Walraven C, Rokosh E.
What is necessary for
high-quality discharge summaries?.
Am J Med Qual.
1999;
14
160-169
MissingFormLabel
- 50
Westerman R F, Hull F M, Bezemer P D, Gort G.
A study of communication
between general practitioners and specialists.
Br J Gen
Pract.
1990;
40
445-449
MissingFormLabel
Korrespondenz
Dr. med. Hermann Spießl
Bezirksklinikum Regensburg
Universitätsstraße 84
93053 Regensburg
Telefon: 0941/941-1604
Telefon: 0941/941-1605
eMail: hermann.spiessl@bkr-regensburg.de