Psychiatr Prax 2001; 28(2): 75-80
DOI: 10.1055/s-2001-11582
ORIGINALARBEIT
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Wie beurteilen psychisch kranke Wohnungslose ihre Lebensqualität?[1]

Hans  Joachim Salize1 , Alexandra Horst1 , Cornelia Dillmann-Lange1 , Uta Killmann1 , Gerlinde Stern1 , Isabella Wolf1 , Fritz Henn1 , Wulf Rössler2
  • 1Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim
  • 2Psychiatrische Universitätsklinik Zürich, Schweiz
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Dezember 2001 (online)

Preview

Zusammenfassung

Neben anderen Defiziten der psychiatrischen Wohnungslosenforschung in Deutschland ist die Untersuchung der subjektiven Bewertung der Lebenssituation alleinstehender Wohnungsloser bisher ebenfalls unterblieben. Die vorliegende Studie zeigt anhand einer repräsentativen Stichprobe (n = 102) alleinstehender Wohnungsloser in Mannheim, Baden-Württemberg, dass sich die subjektiv empfundene Lebensqualität psychisch kranker Wohnungsloser in der Stichprobe (Prävalenz aktuell behandlungsbedürftiger psychischer Störungen: 68,6 %) bezüglich der Bereiche „gesundheitliche Verfassung”, „körperliche Leistungsfähigkeit” und „Unterstützung und Geborgenheit durch andere” von derjenigen der Wohnungslosen ohne psychische Störung signifikant unterscheidet. Noch deutlicher waren die Unterschiede zwischen den psychisch kranken Wohnungslosen (n = 67) und den entsprechenden Werten einer Vergleichsgruppe von einer unter gemeindepsychiatrischen Bedingungen bedarfsgerecht versorgten (nicht wohnungslosen) Gruppe chronisch psychisch Kranker mit der Diagnose Schizophrenie (n = 104). Die in 11 Lebensbereichen signifikant bessere Lebensqualität der gemeindepsychiatrisch versorgten Patienten wird als Erfolg des gemeindepsychiatrischen Versorgungskonzeptes interpretiert. Die Folgerungen für eine Verbesserung der Versorgungslage psychisch kranker alleinstehender Wohnungsloser werden diskutiert.

How do Mentally Ill Homeless People Perceive their Quality of Life?

Besides pronounced deficiencies in psychiatric research concerning homeless mentally ill in Germany, studies concerned with the quality of life of homeless mentally ill were missing until now. This study reveals in a representative sample of 102 homeless people from the City of Mannheim, Germany that - compared to the homeless without psychiatric disorders of the sample - the mentally ill homeless (prevalence 68.6 %) have significantly different subjective views of their quality of life regarding the items „state of health”, „physical capabilities” and „support from others”. The differences were even stronger if the homeless mentally ill were compared to a group of non-homeless mentally ill schizophrenic patients (n = 104), cared for in the City's well-equipped community care services. Community care patients reported a significantly better quality of life in respect of 11 items. These results were seen as a success of the concept of community-based mental health care. The consequences for improving care strategies for homeless mentally ill are discussed.

1 Die Untersuchung wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert (He 2857/1-1).

Literatur

1 Die Untersuchung wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert (He 2857/1-1).

2 Psychische Störungen und Wohnsitzlosigkeit - Eine Mehrebenenanalyse psychosozialer, psychiatrisch-psychologischer und medizinischer Wirkfaktoren unter besonderer Berücksichtigung der psychiatrischen Versorgungslage und des Versorgungsbedarfs alleinstehender Wohnsitzloser.

Dr. Hans Joachim Salize

Zentralinstitut für Seelische Gesundheit

Arbeitsgruppe VersorgungsforschungJ 5

68159 Mannheim

eMail: salize@as200.zi-mannheim.de