Zentralbl Gynakol 2001; 123(1): 54-63
DOI: 10.1055/s-2001-12027
Psychosoziale Aspekte des Kinderwunsches

J.A.Barth Verlag in Medizinverlage Heidelberg GmbH & Co.KG

Kind oder Karriere?

Kinderwunschmotivation in Ost und West am Beispiel von zwei Berliner StadtbezirkenChild or career? Fertility desire in East- and West-BerlinMartina Rauchfuß, A. Sperfeld
  • Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin, Universitätsklinikum Charité (Direktor: Prof. Dr. med. Dr. phil. K.M. Beier)
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: In der Bundesrepublik Deutschland steigt die Rate der kinderlosen Frauen. Während das Thema der ungewollten Kinderlosigkeit in der Frauenheilkunde breite Beachtung findet, beschäftigt man sich kaum mit der Frage des (temporär?) gewollten Verzichtes auf Schwangerschaft und Geburt. Für die ehemalige DDR waren ein niedriges Alter bei der Erstgeburt und eine hohe Mütterrate typisch. Nach der „Wende” kam es zu gravierenden Veränderungen der Geburtenrate in Ostdeutschland. Material und Methode: Die vorliegende Studie untersuchte 1996 Motive für und gegen ein Kind bei 554 aktuell gewollt kinderlosen Frauen in einem Ost- und Westberliner Stadtbezirk (bevölkerungsbezogenen Stichprobe). Im Fragebogen wurden neben soziodemographischen Daten Informationen zu eigener Kindheit, Partnerschaft, Beruf, Lebenszufriedenheit und zur Kinderwunschmotivation erhoben. Ergebnisse: Neben dem schulischen und beruflichen Abschluß erwiesen sich Vorstellungen über das Alter bei der Erstgeburt eines Kindes, über Nachteile für ein Leben mit Kind und Wertehierarchien für Partnerschaft und Familie als bedeutsam für die Beschreibung des Dilemmas von Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ostsozialisierte Frauen halten eine Vereinbarkeit eher für möglich. Schlußfolgerungen: Ziele für berufliche Entwicklung und verantwortliche Elternschaft geraten für junge Frauen zunehmen in Konflikt. Das zeitliche Aufschieben des Kinderwunsches führt zu einer Zunahme gewollter und ungewollter Kinderlosigkeit mit vielfältigen (psychosomatischen) Auswirkungen auf den gynäkologisch-geburtshilflichen Alltag.

Child or career? Fertility desire in East- and West-Berlin

Summary

Objective: In the Federal Republic of Germany the rate of the childless women rises. While the topic of unwanted childlessness among gynecologists receives broad attention among gynecologists, the question of (temporaryly?) intended renouncement of pregnancy and birth is of little interest. For the former GDR a low age with the firstborn and a high mother rate were typically. After the “turn” serious modifications of the birth rate in East Germany happend. Material and methods: The available study examined 1996 motives for and against a child with 554 up-to-date wanted childless women in East- and West-Berlin (population-referred sample). In the questionnaire, besides sociodemographic data, information was raised to own childhood, partnership, occupation, satisfaction with life and for child desire motivation. Results: Apart from the school and vocational termination conceptions on the age with the firstborn, disadvantages for a life with child and value hierarchies for partnership and family were important for the description of the dilemma of compatibility of occupation and family. Eastsocialized women consider a compatibility rather possible. Conclusions: Targets for vocational development and responsible parenthood for young women come into conflict. Temporal delaying of the child desire leads to an increase of intended and unwanted childlessness with various (psychosomatic) effects on obstetrics and gynecology.

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Dr. med. Martina Rauchfuß

AG Psychsoziale Frauenheilkunde
Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin
Universitätsklinikum Charité Berlin
Zentrum für Human- und Gesundheitswissenschaften

Luisenstr. 57

D-10117 Berlin