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DOI: 10.1055/s-2001-12137
Bei OBI wich die Skepsis schnell - gelungene Integrationsmaßnahme des BFW Düren
OBI Scepticism Melted Quickly - Successful Placement Measure by BFW DürenPublication History
Publication Date:
31 December 2001 (online)
„Blind, aber fit: Im Baumarkt steht Klaus Müller seinen Mann”. In dicken Lettern titelte die örtliche Lokalzeitung in Eschweiler auf der ersten Lokalseite die erfolgreiche berufliche Wiedereingliederung des 36-Jährigen. Er ist seit kurzem im dortigen OBI-Markt für die telefonische Kundenbetreuung zuständig und löst diese Aufgabe nach Ansicht von Geschäftsführer Harald Rutte „hervorragend”.
Dass der aufgrund einer Hornhautverkrümmung stark kurzsichtige Klaus Müller zudem den Anhängerverleih eigenverantwortlich regelt und auch weitere Aufgaben wie selbstverständlich erledigt, zeigt Rutte die Richtigkeit seiner Entscheidung, dem früheren Praktikanten schon nach wenigen Monaten eine Festanstellung anzubieten und sich damit einen qualifizierten Mitarbeiter zu sichern. „Zuerst waren die Gesellschafter skeptisch, ob ein Sehbehinderter diese Aufgaben bewältigen könnte, doch Klaus Müller überzeugte die Verantwortlichen innerhalb kurzer Zeit.” Bisher war die telefonische Kundenbetreuung - angesichts kritischer Anrufer sicherlich keine leichte Aufgabe - ein neuralgischer Punkt des Unternehmens, wie der OBI-Geschäftsführer freimütig einräumt. Doch dies gehört jetzt der Vergangenheit an, und so erwartet Harald Rutte auch bei den periodisch durchgeführten Kundenbefragungen in diesem Punkt eine wesentlich bessere Benotung als bisher.
Mit der unbefristeten Einstellung bei OBI endet für Klaus Müller eine lange Phase unsicherer Berufsperspektive. Dem Besuch der Sehbehindertenschule in Duisburg und einer abgebrochenen Ausbildung zum Bäcker folgten verschiedene kurzfristige Beschäftigungen oder AB-Maßnahmen im gärtnerischen Bereich - immer wieder unterbrochen von Zeiten der Arbeitslosigkeit. Als Klaus Müller dann eine gewünschte Ausbildung zum Lagerfacharbeiter nicht beginnen konnte, weil er aufgrund seiner Sehbehinderung den obligatorischen Gabelstaplerschein nicht machen konnte, schien seine berufliche Qualifizierung wieder in Frage gestellt. Sein zuständiges Arbeitsamt informierte ihn aber dann über das Berufsförderungswerk Düren. Nach einer zweiwöchigen Berufsfindung begann er 1997 die Ausbildung zum Büropraktiker und schloss diese drei Jahre später mit der Prüfung vor der IHK Aachen erfolgreich ab. Doch der ersehnte Arbeitsplatz ließ trotz vieler Bewerbungen auf sich warten. Es drohte wieder eine längere Arbeitslosigkeit. Die neue Integrationsmaßnahme beim Berufsförderungswerk, die für blinde und sehbehinderte Langzeitarbeitslose eine Brücke zum Arbeitsmarkt ist und in der Regel zwölf Monate dauert, kam da genau richtig. Nachdem der Praktikums- und potentielle Arbeitsort OBI feststand und auch eine Arbeitsplatzanalyse vorgenommen worden war, wurde Klaus Müller noch einmal intensiv in Kommunikationstechniken am Telefon und im EDV-Bereich geschult. Der Weg für ein erfolgreiches Praktikum und eine spätere Beschäftigung war geebnet.
„Klaus Müller ist der erste Teilnehmer dieser Integrationsmaßnahme, der in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen wurde”, so der zuständige Teamleiter Peter Mathar. Er dürfte - nach diesem hoffnungsvollen Anfang - nicht der letzte sein.
Karl-Albert Eßer
Berufsförderungswerk Düren
Zentrum für berufliche Bildung
Blinder und Sehbehinderter
Karl-Arnold-Straße 132 - 134
52349 Düren