Dtsch Med Wochenschr 2001; 126(18): 535
DOI: 10.1055/s-2001-13285
CME
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Häufige infektiöse Enteritiden - Teil 3: der konkrete Fall

Common infectious enteritides - Part 3: Case reportT. Schneider, M. Zeitz
  • Medizinische Klinik I, Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Benjamin Franklin, Freie Universität Berlin
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

 

Anamnese und klinischer Befund: Ein 32-jähriger Patient, der bisher immer gesund gewesen war, wurde wegen einer Diarrhoe seit 8 Tagen, febrilen Temperaturen und zunehmender Verschlechterung des Allgemeinzustandes ins Krankenhaus eingeliefert. Bis vor 9 Tagen hatte er einen Urlaub auf dem Bauernhof gemacht und dort auch frische Milch getrunken. Der Hausarzt hatte Stuhlproben an die entsprechende Landesuntersuchungstelle geschickt und dann eine Therapie mit einem Gyrasehemmer begonnen, jedoch ohne Erfolg. Der Patient gab teils krampfartige Bauchschmerzen an, berichtete über 7-10 teils blutige Stuhlentleerungen am Tag und Fieber bis 39°C. Der Patient war exsikkiert und wies sonst keine Besonderheiten bei der klinischen Untersuchung auf.

Untersuchungen: Am 2. Tag des stationären Aufenthaltes wurde eine Koloskopie durchgeführt. Hierbei zeigten sich vom Rektum bis ins Colon tranversum ulzeröse Schleimhautläsionen, die der Untersucher als Colitis ulcerosa interpretierte. In den bei der Untersuchung abgenommen Zangenbiopsien konnten histologisch Kryptenabszesse nachgewiesen werden, was den Eindruck des Untersuchers bestätigte. Am 12. Krankheitstag kam es ohne eine spezifische Therapie zu einer deutlichen Besserung des Allgemeinbefindens und zu einer Reduktion der Stuhlfrequenz. Ein Anruf bei der Landesuntersuchungstelle durch den Stationsarzt ergab, dass aus den Stuhlproben des Patienten Campylobacter coli angezüchtet wurde. Diese Diagnose konnte dann auch serologisch durch entsprechende Titerbewegungen weiter erhärtet werden.

Therapie und Verlauf: Der Patient erholte sich unter entsprechender Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution vollständig und wurde am 15. Tag nach Krankheitsbeginn völlig beschwerdefrei wieder nach Hause entlassen.

Prognose: Der Patient erlitt kein Rezidiv. Als Folge der Erkrankung können ein Erythema nodosum oder eine reaktive Arthritis auftreten. In der Regel ist die Prognose jedoch günstig.

Dr. T. Schneider
Prof. Dr. M. Zeitz