Laryngorhinootologie 2001; 80(4): 173-176
DOI: 10.1055/s-2001-13762
OTOLOGIE
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zur Vestibulotoxizität von Gentamycin bei Neugeborenen

Vestibulotoxicity of Gentamicin in NewbornG. Aust1 , D. Schneider2
  • 1Beratungsstelle für Hörbehinderte Berlin Neukölln (Leiter Priv.-Doz. Dr. G. Aust)
  • 2Universitäts-HNO-Klinik Würzburg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Dezember 2001 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Gentamycin ist als ototoxisches Medikament bekannt, das trotz des Risikos einer Hörschädigung in neonatologischen Abteilungen verwendet wird. In der vorliegenden Arbeit soll abgeklärt werden, inwieweit Gentamycin, in der Neugeborenenphase eingesetzt, eine vestibulotoxische Wirkung hat.

Methode: Die Kinder wurden auf dem Drehstuhl auf dem Schoß der Eltern oder Bezugsperson platziert. Zur vestibulären Erregbarkeitsprüfung wurde eine konstante Drehpendelung verwendet. Die horizontalen und vertikalen Augenbewegungen wurden zweikanalig elektronystagmographisch aufgezeichnet.

Patienten: Die Patientengruppe bestand aus 30 Kindern im Alter zwischen 3,1 und 32,9 Monaten mit Zustand nach Gentamycintherapie in der Neugeborenenphase. 30 gesunde altersgleiche Kinder dienten zum Vergleich.

Ergebnisse: Die Mittelwerte der Nystagmusreaktionen während der Drehpendelprüfung beider Gruppen wiesen praktisch gleiche Untersuchungsergebnisse auf. Eine Häufung von spontanen Augenbewegungen fand sich nicht.

Schlussfolgerungen: Gentamycin ist ein wichtiges Antibiotikum zur Therapie von lebensbedrohlichen Infektionen, das bei sorgfältiger Dosierung im Neugeborenenalter weniger vestibulotoxisch ist als beim größeren Kind oder beim Erwachsenen.

Vestibulotoxicity of Gentamicin in Newborn

Background: Gentamicin known as ototoxic drug is routinely used for treatment of vital infections in neonatologic departments. The aim of the present study is to clarify whether gentamicin has a vestibulotoxic effect when used in therapeutic levels in the newborn phase.

Method: Children were taken on the knees of the mother or relative sitting on an electronically driven rotating chair. The rotatory stimulation consisted of an undamped sinusoidal stimulus pattern which was performed in total darkness. Horizontal and vertical eye movements were recorded electronystagmographically.

Patients: The patient group consisted of 30 children aged between 3.1 and 32.9 months. These children had been treated with gentamicin during the newborn period. A group of 30 healthy children of similar age without gentamicin treatment was the control group.

Results: The statistical means of the nystagmus reactions during sinusoidal rotation were similar in both groups. No increase of spontaneous eye movements was seen in the patients or in the control group.

Conclusions: Gentamicin is an important antibiotic for treatment of life-threatening infectious diseases, which acts less ototoxically in controlled therapeutic doses in newborns than in later childhood or in adults.

Literatur

Priv.-Doz. Dr. med. Gottfried  Aust

Beratungsstelle für Hörbehinderte

Paster-Behrens-Straße 81
12359 Berlin