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DOI: 10.1055/s-2001-14374
Hilfeplanung für chronisch mehrfachbeeinträchtigt Abhängige - zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Aid Planning for Chronically Multi-Impaired Addicts - Between Vision and RealityPublication History
Publication Date:
31 December 2001 (online)
Zusammenfassung
Im Rahmen des vom BMG geförderten Kooperationsmodells nachgehende Sozialarbeit wurde fünf Jahre lang Case Management für chronisch mehrfachbeeinträchtigt Abhängige erprobt. Im Mittelpunkt dieses Beitrags stehen die Erfahrungen mit der Umsetzung von Hilfeplanung und -abstimmung unter Verwendung eines formalisierten Verfahrens.
Die Erprobung zeigte, dass das Kernelement von Case Management, die Hilfeplanung, ein geeignetes System für umfassende Planung und Klientenbeteiligung sowie die fallbezogene Steuerung und Abstimmung von Hilfen darstellt. Gerade in besonders schwierigen und chaotischen Fällen konnte Hilfeplanung helfen, den Überblick zu behalten und die Verbindlichkeit von Absprachen zu steigern. Hilfeplanung erwies sich darüber hinaus als ein gutes Instrument zu Qualitätsentwicklung und -sicherung, indem Sinnhaftigkeit, Angemessenheit und Effektivität der eigenen Leistungen sowie der weiteren Planungen und Vermittlungen laufend überprüft werden.
Allerdings verlangen Hilfeplanung und -abstimmung, Monitoring, die Übernahme von Fallverantwortung sowie Ressourcenorientierung ein verändertes Selbstverständnis der Helfer, ein hohes Maß an Bereitschaft und Selbstreflexion. Weil jedoch traditionelles eher angebotszentriertes Professionsverständnis noch überwiegt und neue sozialarbeiterische Ansätze wenig geübt sind, stieß die Einführung von Hilfeplanung bei einem großen Teil der Modellprojekte zuerst und z. T. dauerhaft auf größere Schwierigkeiten (schriftliche Fixierung, Zieldefinition, Hilfeabstimmung, Hilfekonferenzen, Monitoring etc.).
Aid Planning for Chronically Multi-Impaired Addicts - Between Vision and Reality
As part of the „Cooperation Pilot Project of Follow-up Social Work”, sponsored by Germany’s Federal Ministry for Health (BMG), a case management scheme for „chronically multi-impaired addicts” was trialed for five years. This paper focuses on the experience gained implementing aid support and coordination under a formalised procedure.
The pilot project demonstrated that the core element of case management, namely aid planning, is a suitable system for evolving more comprehensive planning and client participation, together with case-based aid management and coordination. Particularly when dealing with highly problematic and chaotic cases, aid planning can help to maintain an overview and enhances compliance with agreements. In addition, aid planning has proved itself to be an effective instrument for ensuring quality development and quality assurance through the ongoing appraisal of the raison d’être, suitability and efficacy of services, and further planning and referrals.
However, aid planning and coordination, monitoring, acceptance of case management and resource-orientation demands a change of self-perception among aid workers, allied to a high degree of motivation and self-reflection. Since, however, a more traditional, service-orientated professional image still predominates and new welfare approaches have been rarely attempted, the introduction of aid planning in a majority of pilot projects met both initially, and partly over the longer term, with great difficulties (written case notes, target definition, aid coordination, aid conferences, monitoring etc.).
Schlüsselwörter
Case Management - Hilfeplanung - Hilfekoordination - Suchtkrankenhilfe - Drogenhilfe - Sozialarbeit
Key words
Case-Management - Aid Planning - Aid Coordination - Addict Aid - Drugs Aid - Social Work
Literatur
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- 10 Wienberg G. Die vergessene Mehrheit - Struktur und Dynamik der Versorgung Abhängigkeitskranker in der Bundesrepublik. Aktion psychisch Kranke Gemeindepsychiatrische Suchtkrankenversorgung - regionale Vernetzung medizinischer und psychosozialer Versorgungsstrukturen Köln; 1997 Tagungsberichte Band 21
1 Der vorliegende Beitrag muss sich auf die Darstellung von Zwischenergebnissen beschränken, da die Modellevaluation noch nicht abgeschlossen ist. Der Abschlussbericht wird voraussichtlich im Spätsommer 2001 vorliegen.
2 Prozentunterschiede wurden ab einer Differenz von 10% genauer untersucht, teilweise wurden auch geringere Prozentunterschiede auf Signifikanz geprüft. Dazu wurde bei 2 x 2 Tabellen als Assoziationsmaß Cramers V verwendet, das ab einem Wert >20 als ausreichend aussagekräftig betrachtet wurde, sofern die Irrtumswahrscheinlichkeit p < .01 war.
Martina Schu
FOGS GmbH
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