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DOI: 10.1055/s-2001-15274
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Essen und Trinken nach Pankreatektomie[1]
Eating and Drinking after PancreatectomyPublication History
Publication Date:
31 December 2001 (online)

Zusammenfassung
Die Ernährungstherapie bei pankreatektomierten Patienten ist aufgrund der vielschichtigen Probleme und der unterschiedlichen Operationsmethoden sehr individuell. Bei den dazu notwendigen diätetischen Maßnahmen wird in Abhängigkeit vom Funktionsverlust zwischen drei Gruppen unterschieden. Bei einer endokrinen Pankreasinsuffizienz kommt es zu einem Diabetes mellitus, der meist nach den Kriterien des Typ-1-Diabetes therapiert werden muss. Seltener stellt sich eine mildere Verlaufsform ein, die mittels Diät oder/und oralen Antidiabetika behandelt werden kann. Durch den teilweisen oder totalen Ausfall der exokrinen Pankreasfunktion ist die Digestion und Absorption der Nahrungsbestandteile je nach Schweregrad beeinträchtigt. Als Basiskost gelten hier die allgemeinen Empfehlungen der leichten Vollkost. Da bei exokriner Insuffizienz die Lipaseaktivität zuerst gemindert ist, muss die Kost zusätzlich fettmodifiziert werden. Weiterhin ist durch eine eventuelle Magen- und Duodenumresektion mit einer Dumpingsymptomatik und einem Laktasemangel zu rechnen, welches ebenfalls einer entsprechenden Ernährungstherapie bedarf. Bei der totalen Pankreatektomie müssen alle Ernährungsempfehlungen in Einklang gebracht werden. Individuell muss abgewogen werden, welche diätetische Maßnahme nun höhere Priorität hat. Weiterhin ist bei Bedarf die regelmäßige Pankreasenzymsubstitution, monatliche Injektion von Vitamin B12 und fettlöslichen Vitaminen, die Gabe von Kalzium, Magnesium und Eisen zu berücksichtigen. Postoperativ haben viele Betroffene Probleme medizinischer, diätetischer, psychischer und sozialer Art zu bewältigen. Der „Arbeitskreis der Pankreatektomierten e. V.” bietet seit über 20 Jahren Betroffenen und Interessierten hierzu fachkompetente Hilfe an. Der Schwerpunkt dieses Beitrags liegt aufgrund des besonderen Schwierigkeitsgrades auf der Ernährungstherapie nach totaler Pankreatektomie.
Eating and Drinking after Pancreatectomy
Nutritional therapy of pancreatectomised patients is individually highly differentiated, since manifold problems are involved and surgical approaches differ widely. Three groups of dietary measures are applicable, depending on the functional loss involved in surgery. In case of an endocrinal pancreatic insufficiency the patient will ultimatively suffer from diabetes mellitus that will usually have to be treated according to type I diabetes. Less often the disease may take a milder course responding to dietary or exocrinal pancreatic function hampers digestion and absorption of food constituents depending on the severity of the disease. In such cases the basic diet follows the general recommendations applicable to a „Light Full Diet”. Since in case of endocrinal insufficiency the lipase activity is the first to the negatively affected, the diet must be additionally fat-modified. There is also a likelihood of symptoms of a dumping or jejunal syndrome and of a lactase deficiency if the stomach and duodenum are respected, so that the dietary therapy must be suitably modified. In case of total pancreatectomy all the individual dietary recommendations must be coordinated. We must carefully weigh these recommendations individually to determine which dietetic measure should be given priority. We must also consider in case of need a regular pancreatic enzyme substitution as well as a monthly injection of vitamin B12 and of fat-soluble vitamins and the intake of calcium, magnesium and iron. Postoperatively many patients face problems of a medical, dietetic, mental and social nature. In Germany there is a „Working Group for Pancreatectomised Patients” which has been offering expert advice for the last twenty years. The present article focusses mainly on dietary therapy following total pancreatectomy, because this is a particularly difficult problem.
1 Vorgetragen auf der 10. Münchner Fortbildungsveranstaltung für Diätassistenten, 4. November 2000
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1 Vorgetragen auf der 10. Münchner Fortbildungsveranstaltung für Diätassistenten, 4. November 2000
Christiane Kling
Arbeitskreis der Pankreatektomierten e. V.
Krefelder Straße 3
41539 Dormagen
Email: christiane.kling@t-online.de