Aktuelle Ernährungsmedizin 2001; 26(3): 107-112
DOI: 10.1055/s-2001-15276
ORIGINALBEITRAG
Originalbeitrag
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Müssen die Ernährungsempfehlungen für die Ballaststoffaufnahme geändert werden?

Should Dietary Recommendations for Dietary Fiber Intake be Revised?H. Boeing1 , H. Lochs2 , W. Scheppach3 , im Auftrag der Arbeitsgruppe „Ernährung und Krebs” der Deutschen Krebsgesellschaft e. V.
  • 1Abteilung Epidemiologie, Deutsches Institut für Ernährungsforschung, Bergholz-Rehbrücke
  • 2Universitätsklinikum Charité, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Berlin
  • 3Klinikum der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität, Luitpoldkrankenhaus, Würzburg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Dezember 2001 (online)

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Zusammenfassung

Fuchs et al. kamen 1999 in einer neuen Analyse der „Nurses Health Study”, einer prospektiven Kohortenstudie der Harvard-Universität mit über 88 757 Krankenschwestern, ähnlich wie schon in den Vorläuferstudien zu dem Schluss, dass die Gesamtballaststoffaufnahme und kolorektales Karzinomrisiko epidemiologisch nicht assoziiert sind. Diese Beobachtung eines Nulleffektes ist nicht konsistent mit experimentellen Arbeiten, die für eine tumorpräventive Wirkung der Ballaststoffe plausible Mechanismen beschrieben. Jedoch sind für die verschiedenen Ballaststoffe in Lebensmitteln auch unterschiedliche Tumorgenesewirkungen im Tiermodell bekannt. Bei der gesundheitlichen Bewertung der Ballaststoffaufnahme spielen neben Krebserkrankungen auch andere Krankheitsbilder eine Rolle. In der Regel ist z. B. eine Ernährung mit einem hohen Ballaststoffgehalt mit einem niedrigeren koronaren Herzkrankheitsrisiko bzw. mit einer reduzierten Mortalität an Herzinfarkt verbunden. Die Arbeit von Fuchs et al. sollte als ein Hinweis verstanden werden, die Ballaststoffhypothese weiter zu differenzieren und einer ernsthaften wissenschaftlichen Untersuchung zu unterziehen.

Should Dietary Recommendations for Dietary Fiber Intake be Revised?

Fuchs et al. [7] concluded from a new analysis of the „Nurses' Health Study”, a prospective study of the University of Harvard comprising 88 757 nurses - similar to previous studies - that there is no evidence of an epidemiological association between total intake of dietary fibre and the risk of colon cancer. This observation of a null-effect is not consistent with experimental tests which describe plausible mechanisms for a tumor-preventive effect of dietary fibre. However, different dietary fibre fractions in foods caused also different effects on tumorigenesis in animal models. Besides cancer other diseases also play a major role when discussing the health effects of dietary fibre. For example, a high dietary fibre diet was often found to be related to a lower risk of coronary heart disease and a lower myocardial infarction mortality. The article by Fuchs et al. should be understood as an advice for an extensive study of different dietary fibre fractions and to examine the dietary fibre hypothesis seriously.

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