Geburtshilfe Frauenheilkd 2001; 61(6): 350
DOI: 10.1055/s-2001-15422
Nachruf

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Nachruf Dr. Günther Hauff

Obituary Dr. Günther HauffDie Schriftleitung
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

Mit dem Tode von Herrn Dr. Günther Hauff verlieren Schriftleitung und Herausgeber der „GebFra“, dem wissenschaftlichen Organ der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, einen treuen Freund und geschätzten Gönner. Dr. Hauff war unserer Zeitschrift, die er gern als sein „Flaggschiff“ bezeichnete, eng verbunden und hat ihre Entwicklung aufmerksam und wohlwollend begleitet. Diese Verbundenheit gründet auf einer langen Tradition des Hauses Thieme mit der Gynäkologie. Trotz seiner vielfältigen beruflichen Verpflichtungen als Chef eines großen und erfolgreichen Verlags hat er es sich nie nehmen lassen, an den gemeinsamen Sitzungen von Verlag und Schriftleitung teilzunehmen. Dabei war es seine besondere Gabe, geduldig und wachsam zuzuhören und wohlabgewogene, entscheidende Ratschläge zu geben. Sein wichtigstes Anliegen galt der wissenschaftlichen Qualität, die vor wirtschaftlichen Interessen Vorrang hatte. Allerdings verlor er auch diese nie aus den Augen, da er sich dem Verlag und seinen Mitarbeitern ebenfalls verpflichtet fühlte.

Noch wenige Wochen vor seinem Tod hat Dr. Hauff trotz seiner angegriffenen Gesundheit anlässlich der Neugestaltung der „GebFra“ zu einem festlichen Essen die Schriftleitung und Mitarbeiter des Verlags eingeladen. Ganz offensichtlich hat er diesen Abend genossen. Die Entwicklung des Georg Thieme Verlags unter der Leitung von Dr. Hauff legt ein beredtes Zeugnis ab von seiner planerischen Weitsicht und unternehmerischen Kompetenz, gepaart mit Mut zum wohlabgewogenen kaufmännischen Risiko. Dr. Hauff blickt auf ein überaus erfolgreiches Leben zurück, trotz aller Tiefen und Rückschläge in seiner Jugend. Vielleicht schöpfte er aus bitteren Erfahrungen Kraft und entwickelte so seine starke Persönlichkeit, die anderen stets mehr zu geben vermochte als er von ihnen forderte.

Bemerkenswerte Charakterzüge von Dr. Hauff waren seine Geradlinigkeit, seine Zuverlässigkeit und seine Treue zum gegebenen Wort - gemäß der blauen Grundfarbe des Georg Thieme Verlags. Mit diesen Eigenschaften schaffte er ein harmonisches und vertrauensvolles Betriebsklima, das die Mitarbeiter zu Höchstleistungen motivierte. So hatte er das Haus gut bestellt und konnte es getrost in die Hände der nächsten Generation weitergeben.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit widmete sich Dr. Hauff der modernen Kunst. Er förderte als Mäzen die Avantgarde, vor allen Dingen die Malerei. Dabei ließ er seine Mitarbeiter an dieser Leidenschaft teilhaben. Jedem Besucher des Verlagsgebäudes in der Rüdigerstraße wird dieser Eindruck bildhaft vermittelt. Man betritt ein modernes Gebäude, das durch seine gediegene Ausgestaltung und Bebilderung beeindruckt und im dem wiederum die Farbe der Treue, Blau, dominiert.

Dr. Hauff hat der modernen Kunst viel gegeben, die moderne Kunst hat aber auch den Thieme Verlag nicht außer Acht gelassen. Erinnert sei nur an die Collage von Joseph Beuys „Kreuzschmerzen der Frau“. Darin findet sich als zentrales Objekt ein Thieme-Buch von Heinrich Martius mit dem gleichnamigen Titel, 1932.

Tradition, Qualität und Fortschritt, unter dieser Maxime hat Günther Hauff seinen Verlag geführt und in diesem Sinne wird er von der jetzigen Generation unter Albrecht Hauff weiterleben.

Im Namen der Schriftleitung

M. BreckwoldtW. RathJ. Baltzer

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