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DOI: 10.1055/s-2001-16504-2
Erwiderung
Publication History
Publication Date:
28 April 2004 (online)

Kritik ist für einen Autor nie erfreulich, aber immerhin wertvoll. Dies trifft auch für Editorials [1] zu, auch wenn ein Vorwort (so die Übersetzung von Editorial im Duden) üblicherweise nicht den Rang einer wissenschaftlichen Publikation hat, sondern feuilletonistische Züge haben darf.
Die Kritik an dem Satz, dass »über die Übertragung und Epidemiologie der Prionen-Erkrankungen fast keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen« mag aus der Sicht von Poser, die umfängliche epidemiologische Erhebungen zur Creutzfeld-Jakob-Krankheit publiziert hat, berechtigt sein. Hier meine ich allerdings, dass im Hinblick auf den Charakter eines Editorials etwas »zu scharf Maß genommen wird«. Wenn ich die wissenschaftlichen Publikationen der jüngsten Zeit zu Prion-Erkrankungen durchforste, so finden sich überdurchschnittlich häufig der Begriff »Hypothese«, Angaben im Konjunktiv und Aussagen wie »wahrscheinlich, ungeklärt, es wird angenommen«. Auch die Drittmittelanträge der auf diesem Gebiet tätigen Forschergruppen vermitteln nicht den Eindruck, dass zur Epidemiologie (Duden: Forschungsrichtung, die sich mit der Entstehung, Verbreitung und Bekämpfung von Krankheiten und Epidemien befasst) nicht noch reichlich Aufklärungsbedarf bestünde.
Dass erheblicher Zeitaufwand erforderlich ist, um Angehörige von der Notwendigkeit einer Sektion zu überzeugen, ist mir durchaus bewusst. Er war aber auch früher erforderlich, als die Sektionszahlen sehr viel höher lagen, als heute. Ich habe bei vielen Strafanzeigen wegen eines vermuteten sog. Kunstfehlers festgestellt, dass häufig die »Sprachlosigkeit« zwischen Ärzten und Angehörigen Anlass des Verdachtes war. Deshalb bin ich der Meinung, dass man sich für ein Gespräch mit den Angehörigen eines verstorbenen Patienten - nicht nur um eine Sektionszustimmung zu erhalten - reichlich Zeit nehmen sollte.
Literatur
Prof. Dr. W. Eisenmenger
Institut für Rechtsmedizin der Universität München
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