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DOI: 10.1055/s-2001-16665
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Sinn und Unsinn von Krebsdiäten
Sense and Nonsense of Cancer DietsPublication History
Publication Date:
27 August 2001 (online)
Zusammenfassung
Nach Schätzungen soll eine falsche Ernährung für ungefähr 35 % der Krebsfälle verantwortlich sein. Die exakten Krebsauslöser in der Nahrung sind aber letztlich nicht bekannt. Die Diagnose Krebs löst bei Patienten Angst und Verunsicherung aus und die Ernährung wird für viele zu einem wichtigen Thema. Gewisse Autoren propagieren, mit ihren Krebsdiäten die bösartige Erkrankung heilen zu können. Dies entbehrt jeglicher wissenschaftlicher Grundlage. Bei vielen so genannten Krebsdiäten handelt es sich um lacto-vegetabile Kostformen, die ohne Risiken sind. Es existieren aber verschiedene Diätvorschläge, bei welchen mit schädlichen oder gar lebensbedrohlichen Nebenwirkungen gerechnet werden muss (z. B. Diät nach Gerson). Es gibt keine Ernährungsform, welche bösartige Tumoren heilen kann. In einer Schweizer Studie hatten nur 16 % der Tumorpatienten konsequent eine Krebsdiät eingehalten, aber viele versuchten, ihre Ernährung nach den heutigen Ernährungsprinzipien umzustellen. Aus epidemiologischer Sicht darf eine krebshemmende Wirkung durch hohen Früchte- und Gemüsekonsum als wahrscheinlich kausal angenommen werden, während Adipositas und übermäßiger Alkoholkonsum als wahrscheinlich gesicherte Risikofaktoren für die Entstehung von Krebs diskutiert werden.
Sense and Nonsense of Cancer Diets
Dietary factors are supposed to cause 35 % of cancers. However, the specific nutritional factors causing malignant disease are not known. Patients worrying about the diagnosis of cancer change their attitude in respect of nutrition. Can the course of cancer disease be influenced by diet? Some authors suggest that diets can cure cancer but this has no scientifically proven basis. Many of the cancer diets are vegetarian diets, which can be consumed without risk. However, some diets may be harmful and even life-threatening (e.g. diet according to Gerson). No diets can heal cancer. An investigation in Switzerland showed that only 16 % of the patients with a tumor had eaten a special cancer diet. However, most of the patients changed their dietary habits according to actual recommendations. Evidence of nutritional preventive effects against cancer are strongest for diets rich in fruits and vegetables, whereas obesity and excessive alcohol consumption are associated with an increase in developing cancer.
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Dr. med. Reinhard lmoberdorf
Kantonsspital Winterthur
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