Viszeralchirurgie 2001; 36(4): 195
DOI: 10.1055/s-2001-16833
EDITORIAL
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Editorial

EditorialH. Lippert
  • Klinik für Chirurgie, Otto-von Guericke-Universität, Magdeburg
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Publication Date:
29 August 2001 (online)

Veröffentlichungen zu malignen Weichteiltumoren sind in viszeralchirurgisch orientierten Zeitschriften selten.

Erhebliche Schwankungen über die 5-Jahres-Überlebenszeit von 12 - 54 % gerade bei retroperitonealen Sarkomen zeigen eine unklare Vielfalt von unterschiedlicher Klinik, Diagnostik und Therapie an.

Sowohl Seltenheit und nicht adäquate Diagnostik begünstigen Fehldiagnosen und eine Diagnose erst im Spätstadium. Häufige Einweisungsdiagnosen sind der Verdacht auf einen Ovarialtumor, Urogenitalkarzinome, Nebennierentumor, Lymphome, GIST oder auch Intestinaltumore. Eine „explorative” unnötige Laparotomie mit einer unangebrachten Biopsie verzögert die kurative Behandlung und verschlechtert die Langzeitergebnisse.

Prognostische Fakten beziehen sich auf das histologische Grading, die Tumorgröße und die Metastasierung.

Die R0-Resektion mit eindeutig histologisch gesicherten tumorfreien Schnitträndern beim Ersteingriff hat den höchsten Stellenwert bei der Therapie dieser Tumorart. Die Frage nach einer Mitresektion von Nachbarorganen stellt sich dann, wenn eine Infiltration nachweisbar ist. Dies trifft z. B. bei Tumoren des perirenalen Fettgewebes zu, die in 20 % in die Niere infiltrieren.

Eine Multiviszeralresektion macht Sinn, wenn eine Tumorfreiheit erreicht wird. Nach unserem Erkenntnisstand ist das sogenannte Debulking nur bei G1-Tumoren (low grade Liposarkom) erwägenswert.

Problematisch ist die Diagnostik und Behandlung von Rezidiven maligner Weichteiltumoren. Eigene Ergebnisse wiederholter Metastasenentfernung lassen den Reeingriff als Option günstig erscheinen, wenn der Zeitabstand zur Primäroperation relativ groß ist und der Ersteingriff komplett war.

Die Seltenheit dieser besonderen Tumorart begrenzt den Erfahrungswert jedes Chirurgen.

Eine Behandlung in einem hierfür spezialisierten Tumorzentrum erscheint deshalb ratsam und könnte die Rezidivrate senken und die Überlebenszeit verlängern.

Die Variabilität der Tumorart ist ein Problem und bedarf deshalb einer besonderen Beachtung. Besonders erfahrene Kollegen haben wir in Form eines Interviews zur Diagnostik und Therapie befragt. Dies zeigt den geforderten Standard und die Komplexität des mit Kompetenz zu lösenden Problems.

Hierzu soll dieses Themenheft dienen.

Prof. H. Lippert

Otto-von-Guericke-Universität
Klinik für Chirurgie

Leipziger Straße 44
39120 Magdeburg