Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2001; 36(9): 566-572
DOI: 10.1055/s-2001-17257
NOTFALLMEDIZIN
ORIGINALIA
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Reanimationsversuche in Senioreneinrichtungen: Lebensrettung am Lebensende?[*]

Attempted CPR in nursing homes - life-saving at the end of life?M. Mohr, K. Bömelburg, J. Bahr
  • Zentrum Anaesthesiologie, Rettungs- und Intensivmedizin,
    Universitätsklinikum Göttingen
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Publication Date:
18 September 2001 (online)

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Zusammenfassung.

Ziel der Studie: Untersucht werden sollten die Begleitumstände und der Erfolg von Wiederbelebungsbemühungen durch Notärzte bei Bewohnern von Senioreneinrichtungen. Methodik: Mit Hilfe der Notarzteinsatzprotokolle wurden alle Einsätze in Senioreneinrichtungen der Stadt Göttingen bei Patienten mit einem Kreislaufstillstand retrospektiv für den Zeitraum von 1992 - 1998 ausgewertet. Ergebnisse: Insgesamt wurden 71 Einsätze erfasst. Das Durchschnittsalter betrug 81,8 Jahre. In 25 Fällen wurden keine Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen. Bei 20 Patienten dieser Gruppe erfolgte die Todesfeststellung, wobei lediglich 7 Patienten bereits sichere Todeszeichen aufwiesen. Bei den 5 anderen Patienten wurde von dem Notarzt bei seinem Eintreffen der Sterbevorgang diagnostiziert, von invasiven Maßnahmen abgesehen und nachfolgend der Todeszeitpunkt festgehalten. Bei 46 Bewohnern von Senioreneinrichtungen wurden von den Rettungskräften Wiederbelebungsversuche unternommen. In 33 Fällen (72 % der Wiederbelebungsversuche) wurde keine Rückkehr der Spontanzirkulation erreicht. Bei drei Patienten (6 %) kam es unter den Wiederbelebungsmaßnahmen nur vorübergehend zu einem tastbaren Puls. Bei 10 Patienten (22 %) gelang präklinisch die Wiederherstellung der Spontanzirkulation und die Patienten wurden in die Klinik transportiert. In der Gruppe mit Wiederherstellung des Spontankreislaufs fand sich ein höherer Anteil mit beobachtetem Kollaps, mit Ersthelfer-Basismaßnahmen, mit Kammerflimmern und mit einer kardialen Ursache des Kreislaufstillstandes als bei der Gruppe ohne Rückkehr der Zirkulation. 6 Patienten verstarben nach Kliniksaufnahme innerhalb der ersten 24 Stunden, zwei weitere innerhalb der ersten 8 Tage. Zwei Patienten wurden mit schweren neurologischen Defiziten aus der Klinik entlassen. Die erste war eine 79-jährige Patientin mit hypoxischem Hirnschaden, die nach drei Wochen zurück in ihre Senioreneinrichtung verlegt wurde und dort 5 Tage später verstarb. Der zweite war ein 83-jähriger Mann, der nach 20 Tagen mit apallischem Syndrom aus der Klinik entlassen wurde. Er war intensiv pflegebedürftig und starb 10 Monate später. Schlussfolgerungen: In einem hohen Prozentsatz (35 %) der Einsätze wurde vom Notarzt nur noch der Sterbeprozess oder der Tod festgestellt und von weiteren Maßnahmen abgesehen. Wurden Wiederbelebungsversuche begonnen, so war der Erfolg angesichts des niedrigen Anteils (4,3 %) und der schlechten neurologischen Verfassung der aus der Klinik entlassenen Patienten gering.

Attempted CPR in nursing homes - life-saving at the end of life?

Aim: We studied the course and success rate of cardiopulmonary resuscitation (CPR) attempted on nursing home residents by a physician-staffed pre-hospital advanced cardiac life support (ACLS) team. Methods: Ambulance records of nursing home residents from Goettingen/Germany who had a cardiac arrest were examined retrospectively. Results: During a seven-year period (1992 - 1998) the ACLS team was called to 71 residents (mean age 81.8 years) who sustained cardiac arrest. In 25 patients no CPR was attempted: 20 were pronounced dead by the arriving emergency physician, though only in 7 patients obvious clinical signs of death were present. Five patients suffered from a continuous deterioration of their health status and the ACLS team arrived after the process of dying had already started. No CPR attempt was initiated. The ACLS team performed CPR on 46 nursing home residents. In 33 patients (72 % of CPR attempts) no return of spontaneous circulation (ROSC) was achieved. In three patients (6%) palpable pulse returned only transiently. Ten patients (22 %) who showed ROSC were transported to the hospital. Six patients died within 24 hours after having been admitted to the hospital, two patients within the next 8 days. Two patients survived to hospital discharge. The first was a 79-year old woman who returned to the nursing home after three weeks and survived severely mentally disabled another five days. The second was an 83-year-old man who was hospitalised for 20 days, returned in a persistent vegetative state to the nursing home and died 10 months later. A comparison of the arrest characteristics demonstrated that in patients with successful CPR there was a higher incidence of a witnessed collapse, bystander CPR, ventricular fibrillation and cardiac aetiology of arrest. Conclusion: In a high rate (35 %) the ACLS team with the emergency physician at the scene withheld CPR efforts in nursing home residents. Even if CPR was initiated, the benefits were very limited with only two patients (4,3 %) surviving severely disabled to hospital discharge.

1 Herrn Prof. Dr. med. Dr. h.c. D. Kettler und Herrn Prof. Dr. med. H. Sonntag zum 65. Geburtstag gewidmet.