Dtsch Med Wochenschr 2001; 126(38): 1060
DOI: 10.1055/s-2001-17308
Leserbriefe
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Phenprocoumon-assoziierte nekrotisierende Hepatitis

Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. September 2001 (online)

Die sehr gut aufbereitete Kasuistik von Schneider et al [5] weist große Ähnlichkeiten zur Erkrankung einer unserer Patientinnen auf. Das weitere Vorgehen nach Abklingen der akuten Krankheit war allerdings unterschiedlich.

2 Monate nach Einleitung einer oralen Antikoagulation mit Phenprocoumon wegen massiver Pulmonalembolien (bei Zustand nach Lungeninfarkt 10 Jahre vorher) fiel eine Erhöhung der Transaminasen sowie des Bilirubins auf etwa das Dreifache der Normwerte auf. Nach Ausschluss anderer Ursachen und nochmaliger eingehender Anamnese, die nun eine schwere Hepatitis nach 7-monatiger Phenprocoumon-Therapie vor 10 Jahren ergab, wurde die Verdachtsdiagnose »Phenprocoumon-induzierte Hepatitis« gestellt und - wie vor 10 Jahren - durch eine Restitutio nach Absetzen des Medikamentes und Umstellen auf Heparin erhärtet. Bei dringlicher Indikation für eine zeitlich unbefristete Antikoagulation (rezidivierende Pulmonalembolien, zuletzt klinisch schweres Ereignis) stellte sich nun die Frage nach dem weiteren Vorgehen.

Eine Langzeittherapie mit Heparin ist neben der im Vergleich zur oralen Antikoagulation schlechteren Praktikabilität (parenterale Verabreichung) vor allem mit den Risiken Thrombozytopenie und Osteoporose verbunden, wobei beide Risiken bei Gabe von niedermolekularem Heparin weniger ausgeprägt, aber vorhanden sind [3]. Da in der Literatur mehrmals ein erfolgreiches Umstellen auf Acenocoumarol ohne neuerliche Auslösung einer Hepatitis beschrieben ist [2] [4], haben wir uns unter engmaschigen Kontrollen dafür entschieden. Erfreulicherweise wurde die erneute orale Antikoagulation - diesmal eben mit Acenocoumarol - von der Patientin ohne Nebenwirkungen vertragen.

Insgesamt stellt dieses Vorgehen unserer Ansicht nach - engmaschige Kontrollen vorausgesetzt, da eine Kreuzreaktion auftreten kann [1] - eine realistische therapeutische Option dar.

Literatur

  • 1 Ciorciaro C, Hartmann K, Stoller R, Kuhn M. Leberschäden durch Coumarin-Antikoagulantien. Erfahrungen der IKS und der SANZ.  Schweiz Med Wschr. 1996;  126 2109-2113
  • 2 Ehrenfort S, Schenk J F, Scharrer I. Liver damage induced by coumarin-anticoagulants.  Semin Thromb Hemost. 1999;  25 79-83
  • 3 Hirsh J. Low-molecular weight heparin.  Circulation. 1998;  98 1575-1582
  • 4 Kremer Hovinga J A, Wuillemin W A. Rezidivierende Hepatitis unter oraler Antikoagulation.  Ther Umsch. 1999;  56 513-515
  • 5 Schneider A RJ, Hartmann D, Arnold J C, Bohrer M H, Riemann J F. Phenprocoumon-assoziierte nekrotisierende Hepatitis.  Dtsch Med Wochenschr. 2001;  126 457-459

Dr. med. Th. Weber
Dr. med. M. Hinterreiter
Univ.-Prof. Dr. med. P. Knoflach

I. Interne Abteilung (Gastroenterologie, Hepatologie, Diabetologie, Rheumatologie) Allgemeines Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern

Grieskirchnerstrasse 42

A-4600 Wels