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DOI: 10.1055/s-2001-17344
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Lautunterscheidungs- und Lautbildungsfähigkeit von hörenden (Vorschul-)Kindern hochgradig hörgeschädigter und gehörloser Eltern
Speech Sound Discrimination and Speech Sound Production Capacity of Hearing Children (Pre-school Age) of Highly Hearing-impaired or Deaf ParentsPublication History
Publication Date:
21 September 2001 (online)
Zusammenfassung
Der Beitrag stellt Auszüge eines Forschungsprojektes zur Sprachentwicklung hörender (Vorschul-) Kinder hörgeschädigter Eltern vor. Anlass der Studie war die Tatsache, dass Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung dieser Kinder wiederholt beobachtet wurden, aber unzureichende wissenschaftliche Erkenntisse vorliegen. Es wurden 45 Kinder (je 15 Vierjährige, Fünfjährige und Sechsjährige) hinsichtlich ihrer Lautunterscheidungs- und Lautbildungsfähigkeit anhand standardisierter Tests (LUT und LBT) überprüft.
Die Ergebnisse zeigen, dass die untersuchten Kinder im Vergleich zur Norm sowohl in der Lautunterscheidung als auch in der Lautbildung etwa doppelt so oft Mängel aufweisen. Diese treten verstärkt bei jüngeren Kindern auf.
Mit zunehmenden Alter und dem vermehrten Kontakt zu hörenden Personen scheinen sich diese Defizite größtenteils auszugleichen. Folglich empfiehlt es sich, den Kindern frühzeitig und häufig Spiel- und Gesprächssituationen mit Hörenden zu ermöglichen.
Speech Sound Discrimination and Speech Sound Production Capacity of Hearing Children (Pre-school Age) of Highly Hearing-impaired or Deaf Parents
The article presents extracts of a research project on the language development of hearing children (pre-school age) from hearing-impaired parents. The study was motivated by the repeated observation of different patterns in the children's language development, and the fact that there is little scientific knowledge available on this phenomenon. A sample of 45 children (15 4-year old, 15 5-year old and 15 6-year old children) were examined using standardized tests (LUT and LBT) with regard to their capacity to distinguish and produce sounds and in order to assess the effects of a deficient or restricted variety of sounds due to their parents' hearing-impairment.
The results demonstrated that the tested children have almost twice as many difficulties than the average, both in speech sound discrimination and speech sound production. Younger children, in particular boys, are more affected by these difficulties. These deficits, however, seem to be compensated, to a large extent, by age and increased contact with hearing persons. It is therefore recommended to provide as many opportunities as possible for these children to play and have conversations with hearing persons.
Schlüsselwörter
Lautunterscheidung - Lautbildung - hörende Kinder - hochgradig hörgeschädigte und gehörlose Eltern - Sprachentwicklung
Key words
Speech Sound Discrimination - Speech Sound Production - Hearing Children - Highly Hearing-Impaired and Deaf Parents - Language Development
Literatur
-
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Deutsche Schultests (2. Aufl.) Weinheim; Beltz 1995: 4, 5 -
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1 Die Einstufung erfolgte in: sehr gut verständlich - gut verständlich - mäßig verständlich - schlecht verständlich - sehr schlecht verständlich.
2 Wenn man bei hochgradig hörgeschädigten und gehörlosen Menschen von einer „sehr gut verständlichen” Qualität der Artikulation spricht, bedeutet dies nicht, dass sie völlig fehlerfrei, aber von einem Hörenden ohne große Probleme zu verstehen ist.
3 Böhme [5] gliedert die vier Sprachebenen folgendermaßen:
3 - phonetisch-phonologische Ebene- syntaktisch-morphologische Ebene- semantisch-lexikalische Ebene- pragmatisch-kommunikative Ebene
Prof. Dr. habil. Annette Leonhardt und
Beate Grüner
Ludwig-Maximilians-Universität München
Institut für Sonderpädagogik
Lehrstuhl für Gehörlosen- und Schwerhörigenpädagogik
Leopoldstr. 13
80802 München