Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2001-17695
Editorial
EditorialPublication History
Publication Date:
05 October 2001 (online)
1994 feierte die Zeitschrift Acta Anaesthesiologica Scandinavica den 150. Geburtstag der klinischen Anwendung von Lachgas. Die Geschichte von Lachgas ist aber einige Dekaden länger. 1772 wurde es von J. Priestley hergestellt. Im Jahre 1800 erschien die Monographie „Researches, Chemical and Philosophical, Chiefly Concerning Nitrous Oxide” in der Sir Humphrey Davy über den mutmaßlichen Nutzen von Lachgas schrieb:
“As nitrous oxide in its extensive operation appears capable of destroying physical pain it may probably be used with advantage during surgical operations in which no great effusion of blood takes place” [1].
Das Jahr 2000 war uns deshalb Anlass, während einer Veranstaltung mit dem Titel: „200 Jahre Lachgas - Auch das Ende einer Ära?” den heutigen Stellenwert von Stickoxidul im pharmakologischen Armaturium der Anästhesiologie zu hinterfragen. Im Minisymposium dieses Heftes sind 5 Kurzbeiträge des Symposiums vom 1. Juli 2000 in Erlangen* wiedergegeben, die wichtige Argumente für und gegen die Anwendung von Lachgas für die Narkose zusammenfassen. Die Diskussion über Lachgas wird durchaus nicht emotionslos geführt, wie die Titel zweier Editorial der jüngsten Vergangenheit belegen: „Nitrous oxide: friend or foe?” [2] oder „Nitrous oxide: an ageing gentlemen” [3]. Wir meinen jedoch, dass sentimentale Reminiszenzen nicht in die Rationale der Anwendung von Arzneimitteln einfließen sollten. Natürlich ist es so, dass die klinische Pharmakologie von Lachgas sich nicht dadurch ändert, daß seine Entdeckung und klinische Anwendung mit jedem Jahr länger zurückliegen. Vielmehr wird man annehmen dürfen, dass mit jedem Jahr zusätzlicher Erfahrung auch die Sicherheit der Anwendung steigt. Aber, die alternativen Möglichkeiten können sich verbessern und haben sich in der Anästhesie verbessert. Moderne Narkosegeräte bieten als Frischgaskomposition Sauerstoff/Luft/Stickoxidul, so dass die Alternative zu 0 % Stickoxidul nicht zwangsläufig 100 % Sauerstoff bedeutet. Sowohl im Bereich der intravenösen Anästhetika (e. g. Remifentanil) als auch bei den lnhalationsanästhetika (e. g. Desfluran, Xenon) sind heute Substanzen verfügbar, die mit der Steuerbarkeit von Lachgas gleichgezogen haben. An der Universitätsklinik für Anästhesiologie Erlangen-Nürnberg wurde deshalb die Routineanwendung von Lachgas für die Narkose beendet. Die pharmazeutische Industrie in Deutschland hatte schon einige Jahre vorher, die Auflistung von Lachgas in der Roten Liste® eingestellt. Wenn auch nicht das Ende der Lachgasära da ist, so scheint aber doch spätestens mit der Jahrhundertwende der Anfang vom Ende eingeläutet zu sein.
Literatur
-
1 Davy H.
Researches, Chemical and Philosophical, Chiefly Concerning Nitrous Oxide. In: Johnson J (ed) zit. nach: Wright AJ History of anesthesia: early use of nitrous oxide. London; http://www.anes.uab.edu/aneshist/esiacol4.htm - 2 Farrar D, Monahan E C. Nitrous oxide: friend or foe?. Hosp Med. 2000; 61 515
- 3 Stenquist O, Husum B, Dale O. Nitrous oxide: an ageing gentleman. Acta Anesthesiol Scand. 2001; 45 135-137
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. H. Schwilden
Klinik für Anästhesiologie, Universität Erlangen-Nürnberg
Krankenhausstraße 12, 91354 Erlangen