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DOI: 10.1055/s-2001-17882
Therapie des ARDS[¹]
Treatment of the acute respiratory distress syndrome (ARDS)Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
18. Oktober 2001 (online)
Die im Vergleich zu vielen anderen Erkrankungen relativ niedrige Prävalenz und Inzidenz des akuten Lungenversagens (acute respiratory distress syndrome, ARDS), die heterogene Pathophysiologie sowie zahlreiche individuelle Variationen in den therapeutischen Konzepten der Intensivstationen machen eine objektive Evaluierung der Strategien im Sinne der »evidence-based medicine« (EBM) fast unmöglich. Erst in den letzten Jahren ist es gelungen, durch zunehmende EDV-Vernetzung der Zentren einen Vergleich der klinischen Verläufe zu ermöglichen. Zudem haben sich viele Kliniker und Wissenschaftler auf Symposien und Konsensus-Konferenzen auf Diagnosekriterien geeinigt, so dass multizentrische Studien durchgeführt werden konnten. Insofern sollten einige innovative Ansätze bei der Therapie des ARDS nicht als bloßer Trend unterschätzt werden; die Signifikanz zahlreicher Daten ist evident! Einige dieser Ansätze erfordern weder einen hohen technischen Aufwand noch sprengen sie die finanziellen Ressourcen. Allerdings ist häufig eine personelle Mehrbelastung nötig, die jedoch nur kurzfristig sein kann (zum Beispiel bei Bauchlagerungen).
Neben diesen teilweise »bewiesenen« Methoden gibt es noch eine Reihe weitere Strategien, die sich jedoch noch in Erprobung befinden und den spezialisierten Zentren vorbehalten sein sollten. Wichtigste Gemeinsamkeit dieser Techniken ist, dass sie den Kolleginnen und Kollegen, die lediglich in Ausnahmefällen mit dem Krankheitsbild ARDS konfrontiert sind, prinzipiell bekannt sein sollten! Ähnlich wie Vergiftungszentren oder Spezialabteilungen für Schwerverbrannte gibt es in Deutschland mehrere Kliniken, die sich auf die Therapie des ARDS spezialisiert haben, für diese Patienten eigene Betten auf den Intensivstationen vorhalten und über zusätzliche technische und personelle Möglichkeiten verfügen, die auch den Transport der Patienten beinhalten. Sowohl telefonische Beratungen als auch Überweisungen zu diesen Kliniken werden angeboten. Durch die relativ große Zahl der behandelten Fälle auf diesen Stationen ist die Erfahrung mit dem klinischen Verlauf des ARDS entsprechend größer. Dennoch ist ein Transfer nur bei einem Teil der Erkrankten notwendig, und viele Maßnahmen können an den eigenen Abteilungen durchgeführt werden. Die wichtigsten therapeutischen Ansätze sind nachfolgend kurz beschrieben und sollen helfen, die Situation der Patienten zu verbessern, Aggravierungen zu vermeiden sowie eventuell eine zügige Entscheidung zu treffen, ob externe Hilfe in Anspruch genommen werden sollte.
1 Der Beitrag »Diagnostik des ARDS« ist im vorhergehenden Heft (Nr. 41) erschienen
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1 Der Beitrag »Diagnostik des ARDS« ist im vorhergehenden Heft (Nr. 41) erschienen
Korrespondenz
Prof. Dr. med. Herwig Gerlach
Klinik für Anästhesiologie und operative
Intensivmedizin, Charité, Campus Virchow-Klinikum
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