Zentralbl Gynakol 2001; 123(9): 513-519
DOI: 10.1055/s-2001-18224
Originalarbeiten

J.A.Barth Verlag in Medizinverlage Heidelberg GmbH & Co.KG

Einfluss eines schwangerschaftsverlängernden Managements auf die mütterliche und neonatale Morbidität beim HELLP-Syndrom

The impact of pregnancy-prolonging management on maternal and neonatal morbidity in HELLP syndromeA. Hagen1 , A. Ebert1 , J. Lange1 , M. Zemlin2 , H. Hopp1
  • 1Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe (Direktor: Prof. Dr. H. Weitzel),
  • 2Klinik für Kinderheilkunde (Direktor: Prof. Dr. H. Versmold), Freie Universität Berlin, Universitätsklinikum Benjamin Franklin, Berlin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
06. November 2001 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung: Beim HELLP-Syndrom wurde bis vor kurzem wegen der vitalen Gefährdung von Mutter und Kind eine rasche Entbindung nach Diagnosestellung empfohlen. Angesichts der hohen Rate hochgradig unreifer Frühgeburten wird zunehmend eine Prolongation wenigstens bis zum Abschluss der Lungenreifeinduktion erwogen. Überprüft wurde die Auswirkung des Entbindungszeitpunktes auf die mütterliche und die neonatale Morbidität bei einem Gestationsalter unter 34 + 0 Schwangerschaftswochen (SSW). - Material und Methode: Im Zeitraum 1994 bis 1999 kam es bei 37 Patientinnen zu einem HELLP-Syndrom (Thrombozyten < 100 000/µl, Transaminasen > 70 U/l, Haptoglobin < 0,5 g/l), deren Krankheitsverläufe prospektiv erfasst wurden. Unter therapeutischer Volumenexpansion wurde die Stabilisierung des mütterlichen Zustandes angestrebt und die Schwangerschaft mit Einsetzen eines erneuten HELLP-Schubes beendet. - Ergebnisse: Das HELLP-Syndrom trat mit einer Inzidenz von 1 : 310 Entbindungen auf. Es kam zu keinem mütterlichen oder kindlichen Todesfall und zu keinen schweren Komplikationen. Die Prolongation der Schwangerschaft bis zum Abschluss der medikamentösen Lungenreifeinduktion gelang bei 16 von 25 Patientinnen unter 34 SSW. Bei sofortiger Entbindung ohne ausreichende Stabilisierung kam es bei 5 von 9 Patientinnen zu postpartalen Komplikationen. Ein schweres RDS trat bei 3 Frühgeborenen ohne medikamentöse Reifeinduktion auf. - Schlussfolgerung: Besteht bei Patientinnen mit HELLP-Syndrom keine vitale mütterliche oder fetale Bedrohung, kann in einem Perinatalzentrum die Prolongation der Schwangerschaft bis zum Abschluss der Lungenreifung angestrebt werden. In einem hohen Prozentsatz gelingt die Stabilisierung unter therapeutischer Volumenexpansion bei optimalem Monitoring von Mutter und Kind. Dieses Vorgehen kann zur Reduktion der neonatalen und postpartalen Morbidität beitragen.

The impact of pregnancy-prolonging management on maternal and neonatal morbidity in HELLP syndrome

Summary

Objective: Until recently, delivery immediately after diagnosing HELLP syndrome was recommended due to the life-threatening risk to mother and child. Prolongation at least until lung maturation is being increasingly considered because of the high rate of premature births characterized by extreme immaturity. We investigated the influence of the time of delivery on maternal and neonatal morbidity at a gestational age of less than 34 + 0 weeks of pregnancy. - Material and methods: The disease course was reevaluated in 37 patients who developed HELLP syndrome (thrombocytes < 100 000/µl, transaminase > 70 U/l, haptoglobin < 0.5 g/l) between 1994 and 1999. An attempt was made to stabilize the mother's condition under therapeutic volume expansion. Pregnancy was terminated with the onset of a renewed HELLP episode. -Results: HELLP syndrome occurred with an incidence of 1 : 310 births. There were no maternal or neonatal deaths or any severe complications. Prolonging pregnancy until completing drug-induced lung maturity was successful in 16 of 25 patients before the 34th week of pregnancy. In the case of immediate delivery with inadequate stabilization, 5 of 9 patients had postpartum complications. A severe RDS occurred in 3 premature babys without drug-induced maturity. - Conclusion: If there is no life-threatening risk to the fetus or mother in patients with HELLP syndrome, the objective is the prolongation of pregnancy in a perinatal center until lung maturation. Stabilization is successful in a high percentage of patients under therapeutic volume expansion with optimal monitoring of mother and child.

Literatur

Dr. Andreas Hagen

Frauenklinik und Poliklinik im
Universitätsklinikum Benjamin Franklin
der Freien Universität Berlin

Hindenburgdamm 30

D-12200 Berlin

Telefon: 0 30-8 44 56 45 66

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