Prämedikation vor Endoskopien

Zuschrift Nr. 2

Für Nguyen und Matern [1] ist bei der intravenösen Sedierung mittels Propofol in der Gastroenterologie »die Anwesenheit eines zweiten intensivmedizinisch erfahrenen Arztes oder eines Anästhesisten für die Medikamentenapplikation und Kontrolle zwingend geboten«. Der Artikel schließt mit dem Satz »ein routinemäßiger Einsatz von Propofol zur Sedierung in der gastroenterologischen Endoskopie ist derzeit nicht sinnvoll«. Diese Schlüsse widersprechen meiner Erfahrung.

In unserer interventionell endsokopischen Abteilung (pro Jahr über 1200 obere Endoskopien, über 700 Koloskopien, 280 ERCP, über 100 Endosonographien) wird seit 1999 Propofol routinemäßig zur Prämedikation ambulanter und stationärer Patienten eingesetzt. Unter kontinuierlicher nasaler Sauerstoffgabe wird die Sedation mit einem intravenösen Bolus von Propofol 50 mg (bei der oberen Endoskopie von Rauchern: zusätzlich mit intravenöser Applikation von Pethidin 50 mg) begonnen. Sekunden später wird die Propofol-Dosis 10-mg-weise bis zur aufgehobenen Ansprechbarkeit des Patienten erhöht und die Untersuchung begonnen. Anschließend wird die Sedation nach Bedarf durch die bolusweise Gabe von 10-20 mg Propofol unterhalten. Die Patienten werden mittels Pulsoxymeter und Blutdruckmonitoring überwacht. Anwesend sind während den Untersuchungen in der Regel der Untersucher und die Assistenz. Bisher ist nie ein ernsthafter Zwischenfall eingetreten. Die gute Dosierbarkeit, die kurze Wirkdauer, die Patientenzufriedenheit, die Verkürzung der Untersuchungszeiten und die nicht eingetretenen Reanimationsereignisse lassen mir Propofol als das derzeit ideale Sedierungsmittel bei der gastroenterologischen Endoskopie erscheinen, wobei die unmittelbare Anwesenheit eines Anästhesisten bei der Untersuchung nicht zwingend ist.

Literatur

• 1 Nguyen H N, Matern S. Prämedikation vor Endoskopien.  Dtsch Med Wochenschr. 2001;  126 125-126