Geburtshilfe Frauenheilkd 2001; 61(10): 800-803
DOI: 10.1055/s-2001-18371
Fallbericht

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Mehrfache vollständige intrauterine Nabelschnurtorsion mit Geburt eines lebenden Kindes

A Surviving Neonate after Multiple Complete torsion of the Umbilical CordM. Glaubitz1 , F. Dressler1 , M. Kuske2 , W. Peulecke1 , Ch. Sohn1
  • 1 Zentrum Frauenheilkunde, Abteilung I für Geburtshilfe, Pränataldiagnostik und allgemeine Gynäkologie
  • 2 Institut für Pathologie, Medizinische Hochschule Hannover
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. November 2001 (online)

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Zusammenfassung

Die vollständige Torsion der Nabelschnur gilt meist als ein dem intrauterinen Absterben des Kindes sekundär folgendes Ereignis. Demgegenüber wurden bisher nur wenige Fälle publiziert, bei denen die Torsion als auslösender Faktor des intrauterinen Fruchttodes angesehen wurde. Als prädisponierende Veränderungen fanden sich hierbei vor allem eine auffallend kurze oder lange Nabelschnur oder die partielle Aplasie der Wharton'schen Sulze. Bisher ist kein Fall bekannt geworden, bei dem ein Kind eine mehrfache vollständige Nabelschnurtorsion überlebt hat. Wir berichten über eine 31-jährige II-Gravida, I-Para mit unauffälligem Schwangerschaftsverlauf und sonographisch regelrechter Entwicklung des Kindes, bei der es im Rahmen einer 10 h nach intrazervikalem Prostaglandin-Priming vorgenommenen Kardiotokographie nach initial unauffälligem fetalen Herztonverlauf plötzlich zu hoch pathologischen Herzfrequenzalterationen kam. Bei der unmittelbar darauf durchgeführten Notsektio wurde ein blass-asphyktischer eutropher Fet aus klarem Fruchtwasser entwickelt. Unmittelbar am kindlichen Nabelansatz und 20 cm distal davon fand sich je eine zwei- bzw. dreimalige Nabelschnurtorsion. Die histopathologische Untersuchung von Nabelschnur und Plazenta zeigte eine vollständige, reife Plazenta ohne nachweisbare pathologische Veränderungen, die 65 cm lange Nabelschnur mit drei Gefäßen wies im Bereich der distalen 20 cm ein erhebliches Ödem mit ausgedehnten, diffusen Einblutungen des Nabelschnurstromas auf. Der vorgestellte Fall zeigt, dass eine Nabelschnurtorsion dem intrauterinen Fruchttod nicht nur folgen, sondern diesem auch ursächlich zugrunde liegen kann. Eine rechtzeitige Erkennung dieser Komplikation mit Geburt eines lebenden Kindes wird angesichts des Fehlens von Frühsymptomen wohl dem Zufall überlassen bleiben müssen.

Abstract

A complete torsion of the umbilical cord is mostly thought to be a secondary phenomenon following intrauterine death. But there is also evidence for umbilical cord torsion being the cause of intrauterine demise. Several factors are thought to be predisposing to an umbilical cord torsion, such as a very short or verly long cord or partial aplasia of Wharton's jelly. To date, no report of a child surviving multiple complete torsion of the umbilical cord has been published. We report on a 31-year old II-gravida, I-para with an uneventful pregnancy and normal fetal development on ultrasound. 10 hours after intracervical priming in the 41 + 0 gestational week cardiotocogram abruptly showed severe pathological fetal heart rate alterations. Emergency cesarean section was performed and a pale-asphytic neonate was delivered (weight 3390 g, umbilical cord arterial pH 6.96, Apgar 7 - 8 - 10). Amniotic fluid was clear. The umbilical cord was twisted twice right next to the fetal insertion. 20 cm distally even a triple torsion could be found. Histopathological examination shows a complete and mature placenta without any abnormalities. The umbilical cord was 65 cm long and contained three vessels. The distal 20 cm showed marked edema with severe diffuse bleeding into the cordal stroma. This case demonstrates that umbilical cord torsion not only results after intrauterine demise but can rather be the reason for fetal distress and probable intrauterine death. Unfortunately, due to the lack of specific early symptoms, detection of an impending umbilical cord torsion is hardly possible. Therefore survival of a fetus with umbilical cord torsion is mostly owed to unique and lucky circumstances, as in our case presented.

Literatur

OA Dr. med. Michael Glaubitz

Zentrum Frauenheilkunde der MHH, Oststadt-Krankenhaus

Podbielskistraße 380

30659 Hannover