Das geheime Zusammenspiel zwischen Arzt und Patient im Spiegel der Balint-Gruppe

Zusammenfassung

Ein unbewusstes Zusammenspiel dient in manchen Arzt-Patienten-Beziehungen der gemeinsamen Abwehr von Gefühlen wie Sorge, Angst und Ohnmacht. Anhand von Beispielen aus der Balint-Gruppenarbeit wird gezeigt, dass Patient und Arzt dabei Gefahr laufen, sich in eine kollusive Beziehung zu verstricken und dabei über die Macht der Krankheit hinwegzutäuschen. Die nicht selten explizit oder implizit gestellte Frage „Wie konnte ich mich so unprofessionell verhalten?” kann in der Gruppe durch Klärung dieser Dynamik beantwortet werden. Die Balint-Arbeit kommt so auch dem funktionsgerechten Handeln zugute.

Summary

Within the doctor-patient-dyad, an unacknowledged and often unconscious collaboration may serve as the basis for the joint denial of affects like concern, anxiety, or helplessness. Clinical examples, taken from the work of Balint groups, demonstrate in what way both the physician as well as the patient may be in danger of entering into a transference/cotransference collusion which may in turn deceive both of them regarding the severity of the disease. The frequently asked explicit or implicit question “how did I get to act so unprofessionally?” may be answered when the group helps clarify this dynamic. Thereby, Balint group work contributes to the ongoing improvement of the physician's professional competence.

Literatur

• 1 Balint M. Der Arzt, sein Patient und die Krankheit. Klett-Cotta 7. Aufl Stuttgart; 1988
• 2 Balint M. . „Das Wiederholungsrezept” Behandlung oder Diagnose?. Ernst Klett Verlag Sttutgart; 1975
• 3 Balint M, Balint E. „Psychotherapeutische Techniken in der Medizin.” ;Gemeinschaftsverlag Hans Huber Bern; Ernst Klett Stuttgart; o. J.: S. 241
• 4 Berne E. „Spiele der Erwachsenen”. Rowohlt Verlag Reinbek; 1970
• 5 Braun R N. Lehrbuch der Allgemeinmedizin. Verlag Kirchheim Mainz; 1987
• 6 Laing R D. „Das Selbst und die Anderen”. Kiepenheuer u. Witsch Köln; 1973
• 7 Mandell H, Spiro H . “When Doctors Get Sick”. Plenum Medical Book Company New York und London; 1987
• 8 Petzold E R. „Das Arbeitsbündnis mit dem Patienten”.  In: „Grundlagen der Balint-Arbeit”. Hrsg. B. Luban-Plozza, H. Otten, U. und E. R. Petzold Ad. Bonz Verlag Leufelden-Echterdingen; 1998
• 9 Racker H. „Übertragung und Gegenübertragung”. Ernst Reinhardt Verlag München, Basel; 1997
• 10 Watzlawick R. „Münchhausens Zopf”. Verlag Haus Huber Bern, Stuttgart, Toronto; 1988
• 11 Willi J. „Die Zweierbeziehung”. Rowohlt-Taschenbuchverlag Reinbek; 1990: S. 47

1 Die Patientin hat mit dem Therapeuten „Sie sind wirklich wundervoll, Herr Professor” gespielt. Es ist gar nicht leicht, hierauf eine angemessene, differenzierte Antwort zu finden [4].