Rehabilitation (Stuttg) 2001; 40(6): 321-331
DOI: 10.1055/s-2001-18965
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

„Rekonditionierung in Gruppen” -
Ein wirksames Rehabilitationsprogramm
bei chronischen Rückenschmerzen?

Reconditioning in Groups: An Effective Programme for the Rehabilitation of
Patients With Low Back Pain?
R.  Stier1 , N.  Gerdes1 , B.  Bührlen1 , H.  G.  Haaf3 , W.  H.  Jäckel1,2
  • 1Hochrhein-Institut für Rehabilitationsforschung, Bad Säckingen
  • 2Rheuma-Klinik Bad Säckingen
  • 3Verband Deutscher Rentenversicherungsträger, Frankfurt/Main
Gefördert vom Verband Deutscher Rentenversicherungsträger, Frankfurt/Main.
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Publication Date:
13 December 2001 (online)

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Zusammenfassung.

Der Artikel berichtet über eine Studie, in der Elemente eines gruppenbezogenen Rekonditionierungsprogramms für Rückenschmerzpatienten in den normalen Ablauf einer orthopädisch-rheumatologischen Rehabilitationsklinik integriert wurden. Die spezifischen Elemente des neuen Programms bestanden aus stabilen Gruppen, die während des drei- bis vierwöchigen Aufenthalts beisammen bleiben, sowie aus ca. dreistündigen Wanderungen in hügeligem Gelände dreimal pro Woche. In der dritten und ggf. vierten Woche wurde eine der Wanderungen auf den ganzen Tag ausgedehnt. Die Effekte dieses Programms wurden mit einem kontrollierten Studiendesign gegen eine Standardtherapie mit einer Mischung aus passiven und aktiven Elementen getestet. In der Experimentalgruppe nahmen 92 Personen und in der Kontrollgruppe 81 Personen an der Studie teil. Im Eingangsprofil gab es zwischen beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede. Die Effekte wurden sowohl mit einem Arztbogen als auch mit dem mehrdimensionalen Patientenfragebogen IRES gemessen, der zu Beginn und am Ende der Maßnahme sowie sechs und zwölf Monate danach erhoben wurde. Die Ergebnisse einer zweifaktoriellen Varianzanalyse mit Messwiederholung über den Summenscore des IRES zeigten, dass die Interaktion zwischen Gruppenzugehörigkeit und Veränderungen im Zeitverlauf nicht signifikant war. Die etwas besseren Effekte in der Fallgruppe zu allem Erhebungszeitpunkten können deshalb nicht als Überlegenheit des Rekonditionierungsprogramms interpretiert werden. Die Diskussion thematisiert die Gründe für dieses Ergebnis und führt dabei u. a. die unerwartet guten Effekte in der Kontrollgruppe sowie eine Reihe von Schwierigkeiten an, die der Einführung stark aktivitätsorientierter Therapieelemente in das Rehabilitationsprogramm einer Rheumaklinik im Wege stehen.

Summary

The article reports on a study in which elements of a group-oriented reconditioning programme for patients with low back pain were incorporated into the routine of an in-patient orthopaedic rehabilitation clinic. The specific elements of the new programme consisted of stable group structures during the whole stay of 3 to 4 weeks, and of 3 to 7 hrs. walks in hilly ground three times a week. The effects of this programme were tested against a standard programme with a mix of passive and active elements using a controlled study design. 92 persons participated in an experimental group and 81 persons in a control group with no significant differences found between the two groups at admission. Effects were measured by means of a physicians’ questionnaire and a multidimensional patients’ questionnaire (IRES) answered at admission, at discharge, and at six- and twelve-month follow-up. The results of a two-factorial analysis of variance with repeated measures showed that the interaction between group and time on the summary score of the IRES was not significant, although the experimental group showed somewhat better effects at all times of measurement. The discussion focuses on the reasons for this result, among which the unexpectedly good effects in the control group are named, as well as certain difficulties with the implementation of a strongly activity-oriented programme into the course of a „normal” rehabilitation clinic.