Hintergrund und Fragestellung: Obwohl
Patienten mit hohem Lebensalter allgemein als Risikogruppe für
tiefe Beinvenenthrombosen angesehen werden, gibt es nur wenig gesicherte Daten über
deren Begleitumstände und Häufigkeit. Klassische Thrombosezeichen
sind nur untypisch oder gar nicht erkennbar, eine isolierte Beinschwellung
tritt häufig auch nach Operationen oder im Rahmen eines
apoplektischen Insultes auf. In einer pro-spektiven Untersuchung
wurden systematisch Patientenmerkmale und Begleitumstände
untersucht, die bei geriatrischen Patienten eine Thrombosegefährdung
anzeigen oder auf eine bereits eingetretene Thrombose hinweisen.
So sollte eine rationelle Zuweisung zu weiteren Untersuchungen erleichtert
werden.
Patienten und Methodik: Beginnend im März 1999
wurden über 13 Wochen alle Neuzugänge in der geriatrischen
Fachklinik Bad Salzdetfurth einem Thrombosescreening zugeführt.
Innerhalb der ersten 24 h des stationären Aufenthaltes
wurde eine sonographische Darstellung der Venen beider Beine (B-Bild,
pw- und Farbdoppler) vorgenommen. Ausgewertet wurden Labor- und
EKG-Untersuchungen sowie die internistisch-geriatrische Aufnahmeuntersuchung,
Alter und Geschlecht des Patienten, die Dauer eines vorangehenden
Aufenthaltes im Akutkrankenhaus, Haupt- und Nebendiagnosen, Barthel-Index
und die laufende Medikation.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 101 Frauen
und 46 Männer (48 - 94 Jahre,
Altersschnitt 76,6 Jahre) in die Untersuchung eingeschlossen. Bei
30 Patienten wurden insgesamt 35 bisher nicht bekannte Thrombosen
entdeckt. Unabhängige Variablen, die signifikant häufiger
mit einer Thrombose assoziiert waren, stellten ein langer stationärer
Voraufenthalt, weibliches Geschlecht sowie eine höhere
Herzfrequenz im Aufnahme-EKG dar. Kein Einfluss gesichert werden
konnte für die Haupt- und Nebendiagnosen, Alter, Vormedikation,
Barthel-Index, Hämoglobin, Thrombosen in der Vorgeschichte,
eine vorgegebene Teillast bei noch nicht belastungsstabiler Fraktur
oder einen Thromboseverdacht nach klinischen Kriterien.
Folgerungen: Eine klinische Untersuchung
ist nicht geeignet, eine Thrombose zu sichern oder auszuschließen.
Es konnten einige Risikokonstellationen aus der Zusammenschau von
Vorinformationen mit Ergebnissen aus der internistischen Routinediagnostik
bei geriatrischen Patienten definiert werden.
Deep vein thrombosis in elderly patients
Background and objective: There are
only a few data on the circumstances and incidence of deep vein
thrombosis (DVT) in the elderly, although they are generally considered
at risk of it. Classical signs of DVT are atypical or not present.
Isolated leg swelling also frequently occurs postoperatively or
in the course of a cerebrovascular accident. In this prospective
study patient characteristics and associated circumstances pointing
to the risk of DVT or an existing DVT were systematically investigated.
This was to facilitate rational refferal for further tests.
Patients and methods: From March 1999
for a total of 13 weeks all new admissions to the specialist geriatric
clinic Bad Salzdetfurth, 101 women and 46 men (48-49 years,
average 76.6 years) underwent thrombosis screening with duplex sonography
of both legs within the first 24 hours after admission. In addition the
results of laboratory tests, ECG and medical-geriatric examinations
were evaluated and age, sex, duration of stay at an acute hospital,
main and subsidiary diagnosis, Barthel index and current medication
were recorded.
Results: 35 not previously diagnosed
DVT were found in 30 of the 101 patients. Independent variables
that were significantly more frequent associated with DVT were previous
long hospital stay, female sex and higher heart rate in the admission
ECG. Neither main and additional diagnosis, age, previous medication, Barthel
index, haemoglobin concentration, previous thrombosis nor previous
stress on a not yet stable fracture and previous clinical suspicion
of DVT were statistically significant risk factors for DVT.
Conclusions: Purely clinical investigation
is not suitable for confirming or excluding DVT in elderly patients.
It was possible to define a constellation of risks for DVT by combining
data from previous examinations with those of routine medical diagnosis.