Krankenhauspsychiatrie 2001; 12(S2): S65-S66
DOI: 10.1055/s-2001-19494
BEGRÜSSUNG, VORWORT, DANKSAGUNG, WIDMUNG

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Begrüßung, Vorwort, Danksagung und Widmung

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Publication Date:
10 January 2002 (online)

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste, verehrter Herr Bezirkstagspräsident, sehr geehrte Frau Dr. Pittner, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses,

ich darf Sie im Namen des Veranstaltungsteams und in meiner Funktion als Ärztlicher Direktor dieses Hauses ganz herzlich hier im Bezirkskrankenhaus Bayreuth, in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, begrüßen und den 1. Bayreuther Workshop zum Thema „Enthospitalisierung - Ergebnisse und Probleme" eröffnen. Wir - die Veranstalter Herr Dr. Dipl.-Psych. M. Moos, Frau OÄ J. Stich, Herr Soz.-Päd. D. Rossow und der Unterzeichner - danken Ihnen für Ihr Hiersein und für Ihre Bereitschaft, an diesem Workshop als Referenten und Diskutanden teilzunehmen. Darin wird die dem Thema zugewiesene Bedeutung deutlich.

Mein Dank gilt insbes. Herrn Bezirkstagspräsidenten Edgar Sitzmann, der der Thematik über Jahre hinweg verbunden ist und aus Krankheitsgründen heute nicht dabei sein kann; Frau Dr. Pittner, Pressereferentin des Bezirkes, wird sein Grußwort und seine Gedanken zur Enthospitalisierung in Oberfranken aus Sicht des Bezirkes im Sinne eines persönlichen Rückblickes vortragen. Unser Dank gilt auch der Bundesdirektorenkonferenz, die sich dieses Themas seit längerer Zeit annimmt und der Arbeitsgruppe Chronisch Kranke/BDK, hier vertreten durch Herrn Dr. St. Haas, Eltville, als Sprecher, sowie der Arbeitsgruppe Forschung/BDK, hier durch die Herren Dr. E. Spancken, Bedburg-Hau, sowie Dr. M. Moos und den Unterzeichner vertreten, die diesen Workshop unterstützen und in dieser Thematik seit längerer Zeit in gemeinsamen Forschungsbemühungen zusammenarbeiten. Hier sei insbesondere die gemeinsam mit Frau Dr. Gwendolin Ropers, Dipl.-Soz., und Dr. Spancken sowie der AG Chronisch Kranke und der AG Forschung der Bundesdirektorenkonferenz durchgeführte bundesweite Befragung von deutschen Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie der Bundesdirektorenkonferenz zum Thema „Versorgungsproblematik schwer zu integrierender chronisch psychisch Kranker" verwiesen. Auf diese Untersuchung wird später noch einzugehen sein.

Unser Dank gilt auch der Firma Novartis, hier vertreten durch Herrn Dr. Dörr, die durch Übernahme der finanziellen Seite diese Veranstaltung sowie die Publikation im hier vorgelegten Sonderheft der Fachzeitschrift „Krankenhauspsychiatrie" ermöglicht hat. Die Firma Novartis, bekannt durch das von ihr vertriebene atypische Neuroleptikum Clozapin, unterstützt seit langen Jahren neben rein psychopharmakologisch orientierten Veranstaltungen auch solche, die sich mit Versorgungsfragen im klinischen psychiatrisch-psychotherapeutischen Bereich und hier mit der Versorgung besonders schwieriger Patienten beschäftigen; dafür unseren herzlichen Dank.

Danken möchte ich auch bereits eingangs den Helferinnen und Helfern des Hauses und insbesondere auch unserer Arbeitsgruppe um Herrn Dr. Moos, Frau OÄ Stich und Herrn D. Rossow, die im Wesentlichen die Vorbereitungsarbeit geleistet haben und mit diesem Thema im Rahmen der Abteilung Psychiatrische Rehabilitation und Soziotherapie unter Leitung von Herrn Dr. biol. hum. Dipl.-Psych. Manfred Moos und Frau OÄ J. Stich mit dieser Patientengruppe ganz besonders beschäftigt sind.

Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir im Rahmen der Begrüßung und Eröffnung dieser Veranstaltung noch eine zum Thema hinführende Bemerkung.

Jahrhunderte lang waren die sog. Großkrankenhäuser die „corner stones" der psychiatrischen Versorgung. Die internationale Entwicklung in der Zeit der 50er bis 80er Jahre - in Deutschland mit der „Psychiatrie-Enquete" verbunden, eine Zeit in der psychosoziale Themen betont wurden und in der Gesellschaft auch eine Bereitschaft herrschte, sich mit sozialen Fragen zu beschäftigen - hat die Szene der psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung grundlegend verändert. Heute gilt ‘ambulant vor stationär' und im Zentrum stehen heute die niedergelassenen Ärzte für Psychiatrie und Psychotherapie sowie der gesamte komplementäre Versorgungsrahmen mit seinen Einrichtungen, in deren Kreis unsere Fachkrankenhäuser für Psychiatrie und Psychotherapie und auch die Psychiatrischen Abteilungen als hochspezialisierte Einheiten mit ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten, auch mit beschützenden Rahmenbedingungen, eingebunden sind. Circa 166 Fachkrankenhäuser für Psychiatrie und Psychotherapie sowie etwa 160 Psychiatrische Abteilungen, sämtlich Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie, gleichgültig welcher Historie, stellen heute nebeneinander und mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen das Netz klinischer psychiatrisch-psychotherapeutischer Versorgung dar. Die sog. Enthospitalisierung, besser Deinstitutionalisierung genannt, hat zahlreiche ehemalige Langzeitpatienten zurück in ihre Gemeinden/Wohnorte, sofern solche noch vorhanden waren, im Sinne einer Neu-Beheimatung geführt. Enthospitalisierung, leider kaum wissenschaftlich begleitet, führte zu einer Palette unterschiedlichster komplementärer Einrichtungen und Entwicklungen, die für sich selber begrüßenswert sind, jedoch auch mit unerfreulichen Folgen - z. B. Stichwort „Um-Hospitalisierung statt Enthospitalisierung" - einhergegangen sind. Enthospitalisierung wurde auch Inhalt psychiatrie-politischer Ideologien und als solche gegen die Fachkrankenhäuser für Psychiatrie und Psychotherapie missbraucht, etwa in dem Sinne, schwierige chronisch psychisch kranke Menschen seien letztendlich Produkte der Fachkrankenhäuser und des Hospitalisierungsprozesses selbst, weswegen die Fachkrankenhäuser als solche abgeschafft werden müssten. Derzeit wird, mit Blick auf einzeln geschehene „Um-Hospitalisierungen" in eher gemeindeferne Großheime und auf eine sich an verschiedenen Orten abzeichnende Entwicklung von Heimen zu eigenen Institutionen, nach einer „Heim-Enquete" und einer „Enthospitalisierung der Psychiatrischen Pflegeheime" gerufen. Auch hier sind differenzierte Betrachtungen anzumahnen und ich hoffe, dass dies im Laufe dieser heutigen Veranstaltung deutlich werden wird.

Betrachtungen und Diskussionen in der neueren Literatur, so z. B. in der Wiederauflage eines 1978 bereits erschienen Textes zur Versorgungsproblematik von chronisch psychisch kranken Menschen der American Psychiatric Association, oder auch die selbstkritische Frage: „Has we gone to far?”, vor kurzem in einem Sonderheft zur Deinstitutionalisierung in Europa gestellt, oder auch Daten aus der NRW-Forschungsgruppe um Frau Ropers und Herrn Spancken oder aus der hessischen Enthospitalisierungsgruppe um Herrn Franz zeigen, dass jenseits von Enthospitalisierungs-Ideologien eine differenzielle Betrachtung des Prozesses und seiner Folgen heute gefordert ist. So sind die heute zu stellenden Fragen u. a., wo denn die Grenze von Enthospitalisierung sei, welche Patienten eine andere „Heimat" als den komplementären Raum bräuchten, welche Patienten die Klinik bzw. die kliniknahen Konzepte benötigen oder auch wie zukünftige Versorgungskonzepte für diese schwer kranke Patientengruppe aussehen sollten. Darauf Antworten zu finden, ist Absicht dieses Workshops.

Dieses Sonderheft ist Herrn Edgar Sitzmann, langjähriger Präsident des Bezirkstags Oberfranken, gewidmet. Er hat die Phase der Enthospitalisierung und Dezentralisierung der klinischen Psychiatrie in Oberfranken aus ganzer Überzeugung und mit allen Folgen als Aufgabe des Bezirks politisch vorangetrieben und mitgetragen und dadurch einen wesentlichen Beitrag zur Wandlung der Bezirkskliniken in heutige moderne Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie geleistet. Hierfür sei ihm herzlich gedankt und dieses Heft gewidmet.

Prof. Dr. med. Manfred Wolfersdorf

Ärztlicher Direktor
Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Bezirkskrankenhaus Bayreuth

Dr. Dipl.-Psych. Manfred Moos

Leiter Abteilung Psychiatrische Rehabilitation/Soziotherapie
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Bezirkskrankenhaus Bayreuth