Zusammenfassung
Die unmittelbar bevorstehende Einführung von Fallpauschalen (DRG) für die Vergütung
von Krankenhausleistungen hat die Diskussion um eine entsprechende Anpassung des Vergütungssystems
in der medizinischen Rehabilitation verstärkt. Allerdings können die Erfahrungen und
Konzepte aus der Akutmedizin nicht ohne weiteres auf die Rehabilitation übertragen
werden. Die Entwicklung von Fallpauschalen setzt ein System klinisch und ökonomisch
möglichst homogener Klassen von Leistungen voraus. Zu reha-spezifischen Fallgruppierungssystemen
existieren erste Ansätze. Allerdings ist ein umfassendes Klassifikationssystem noch
nicht erkennbar. Internationale Konzepte erscheinen aufgrund unterschiedlicher Zielsetzungen
kaum auf deutsche Verhältnisse übertragbar. Die medizinische Rehabilitation unterscheidet
sich vor allem durch ihre Zielsetzung von der Kurativmedizin. Während es in der Akutmedizin
um die Heilung und Linderung von Krankheiten geht, stehen die chronischen Erkrankungen
im Mittelpunkt der medizinischen Rehabilitation. In der Analyse werden die vergütungsformrelevanten
Unterschiede zwischen den Versorgungsbereichen aufgezeigt. Für die medizinische Rehabilitation
erscheint die Vergütung mit Fallpauschalen aus konzeptueller Sicht nicht angemessen.
Insbesondere eine Verkürzung der Behandlungsdauer kann kein primäres Ziel von Anreizwirkungen
sein, das von einer bestimmten Vergütungsform in der medizinischen Rehabilitation
angestrebt werden sollte. Damit fällt ein wesentliches Argument für die Einführung
von Fallpauschalen weg. Das bestehende Vergütungssystem mit tagesgleichen Pflegesätzen
kann demgegenüber in der medizinischen Rehabilitation aus ökonomischer Sicht vergleichsweise
positiver bewertet werden. Mit der gezielten Steuerung der Leistungen durch die Reha-Träger
konnten sowohl die Kosten begrenzt als auch eine hohe Qualität der Leistungen erreicht
werden. Zudem wurde das Vergütungssystem in den letzten Jahren weiterentwickelt. Ansätze
für eine zukünftige Entwicklung werden aufgezeigt.
Abstract
The forthcoming introduction of the DRG-system as a new hospital funding system in
Germany reinforced the discussion about a reform of the already existing funding system
in medical rehabilitation. Experience and concepts from acute medicine, however, cannot
be transferred directly to rehabilitation. The development of a patient classification
system is a presupposition for prospective payment systems. Initial attempts in rehabilitation-specific
patient classification systems already exist, even though a comprehensive approach
is not yet noticeable. International patient classification systems scarcely seem
to be transferable due to the specific German case-mix. The specific differences between
acute medicine and medical rehabilitation relevant for the valuation of funding systems
are analyzed. Particularly a reduction of the length of stay as a primary aim for
the introduction of the DRG-system does not seem appropriate for medical rehabilitation.
The existing funding system in medical rehabilitation is analyzed from an economic
point of view. The cost management of the German pension insurance, being one of the
rehabilitation providers in Germany, has achieved high quality standard of treatment
as well as cost restriction. This funding system has been further developed during
the last couple of years. Future developments are shown.
Schlüsselwörter
DRG - Pauschalierte Vergütung - Fallgruppierungssysteme
Key words
DRG - Prospective payment systems - Case-mix classification
system
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Heilung voraus.
2 Diese ist i. d. R. gegeben, wenn der Rehabilitand sich selbst versorgen kann, motiviert
ist und in der psychischen und körperlichen Verfassung ist, aktiv bei der Rehabilitation
mitzuwirken [62].
3 In manchen Formen der ambulanten orthopädischen Rehabilitation hat die Krankenversicherung
auf diese Behandlungselemente verzichtet.
4 Auch das Interesse von Krankenhauspatienten an einer (zu) frühzeitigen Entlassung
sollte hinterfragt werden.
5 Prinzipiell besteht für den Leistungserbringer die Möglichkeit, einen erhöhten Ressourcenbedarf
durch eine längere Verweildauer zu kompensieren.
6 Bei sehr seltenen Erkrankungen wäre eine Monopolstellung dagegen denkbar.
7 Es wird von einer Vergütung ohne Budgetierung ausgegangen.
8 Beispielsweise wurde in Deutschland ein Bundeskuratorium für Qualitätssicherung bei
Fallpauschalen und Sonderentgelten gebildet [26].
9 Zum Beispiel für Arthrosen: Ermüdungsschmerzen nach längerer und starker Belastung
(Schweregrad 1), nach mittlerer Belastung (Schweregrad 2), bereits in Ruhe (Schweregrad
3).
10 Unter anderem fehlt eine Eingruppierung für chronische Polyarthritis und Tendomyopathien.
11 Zum Beispiel klinisch relevante Verbesserung der Leistung am Fahrradergometer.
12 Unter anderem Diabetes mellitus, Gebrechlichkeit durch hohes Alter, Dialysepflichtigkeit.
13 Unter anderem Teambesprechungen und Supervision.
Dr. Hans-Günter Haaf
Rehabilitationswissenschaftliche Abteilung
VDR
Eysseneckstraße 55
60322 Frankfurt am Main
eMail: hans-guenter.haaf@vdr.de