Geburtshilfe Frauenheilkd 2002; 62(1): 22-29
DOI: 10.1055/s-2002-20281
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Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Elektromagnetische Feldeinwirkung und Brustkrebs - Eine Bestandsaufnahme

Electromagnetic Fields and Breast Cancer - A ReviewV. Hanf
  • Universitäts-Frauenklinik Ulm
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Publikationsverlauf

Eingang Manuskript: 2. April 2001

Akzeptiert: 14. November 2001

Publikationsdatum:
22. Februar 2002 (online)

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Zusammenfassung

Die Einwirkung niederfrequenter elektromagnetischer Felder ist eine unvermeidliche Begleiterscheinung der Nutzung elektrischer Energie. Da in westlichen Ländern das Mammakarzinom parallel zu Industrialisierung und Elektrifizierung zur häufigsten Krebserkrankung der Frau wurde, wird ein kausaler Zusammenhang mit der Einwirkung elektromagnetischer Felder (EMF) kontrovers diskutiert. Obwohl es ernst zu nehmende epidemiologische Hinweise auf kanzerogene/leukämogene Effekte von elektromagnetischen Feldern bei Kindern gibt, fehlt über weite Strecken noch ein allgemein akzeptiertes pathophysiologisches Konzept. Die vorliegende Übersicht stellt den aktuellen Wissensstand zur Frage der Brustkrebsförderung durch EMF anhand epidemiologischer Untersuchungsergebnisse dar. Arbeitsmedizinisch basierte Studien, die eine über die Hintergrundbelastung hinausgehende Exposition unterstellen, weisen durchaus auf ein mögliches Brustkrebsrisiko durch EMF-Exposition hin. Aufgrund der ubiquitären Verbreitung schwacher niederfrequenter Magnetfelder im häuslichen Bereich ist die weitere Untersuchung möglicher Zusammenhänge in diesem Umfeld von besonderer präventionsmedizinischer Relevanz. Da im häuslichen Bereich die Datenlage überaus widersprüchlich ist, wäre hierzu ein speziell auf die Fragestellung zugeschnittenes Versuchsdesign vonnöten. In Ermangelung solcher großer Studien, die in der Lage sind, auch geringere Unterschiede in den verschiedenen Untersuchungsgruppen sicher nachzuweisen, ist weitere Grundlagenforschung erforderlich, um zur mechanistischen Hypothesenbildung bzw. -prüfung beizutragen.

Abstract

Exposure to low-frequency electromagnetic fields is an ubiquitous and unavoidable side effect of the use of electrical power. The ascent of breast cancer as the most common malignancy in women has paralleled industrialization and electrification, leading to speculation as to a causal relationship with exposure to electromagnetic fields. Epidemiologic data indicate carcinogenic and leukemogenic effects of exposure to electromagnetic fields in children, but no lucid pathophysiologic concept has been proposed. We review the epidemiologic studies exploring a link between exposure to electromagnetic fields and breast cancer. Epidemiologic studies of beyond-background exposure to EMF at the workplace suggest an elevated risk of breast cancer in female workers. From a preventive medicine standpoint, the ubiquitous weak low-frequency EMF in domestic settings warrants further studies. A special epidemiologic study design would be required to clarify the conflicting findings of existing studies. There are no studies large enough to have the statistical power to detect small differences in the various groups. Further research is needed to generate mechanistic hypotheses and test them experimentally.

Literatur

PD Dr. V. Hanf

Oberarzt der UFK Ulm

Prittwitzstraße 43

89075 Ulm

eMail: volker.hanf@medizin.uni-ulm.de